"Mann tut was Mann kann"

Von Hannelore Heider · 10.10.2012
In seiner neuen Komödie über eingefleischte Singles und gescheiterte Liebhaber bedient Marc Rothemund gekonnt alle Hollywoodklischees - und nimmt sie doch auf die Schippe. Ein Kinovergnügen der leichten Art.
"Man tut was man kann", kann man mit Komma schreiben oder ohne, oder das doppelte Mann zwei mal groß, vielleicht fällt die Wahl aber auch auf "Mann tut, was man kann" - und damit bleibt die korrekte Schreibweise des Titels der neuen deutschen Beziehungskomödie vom erfahrenen Komödienregisseur Marc Rothemund zumindest akustisch offen. Diese Doppeldeutigkeit ist ebenso beabsichtigt wie die Häufung von Klischees bei der Story, die, wenn man sie einfach nur aufzählt, einem schon den Besuch dieses Kinostückes verleiden könnte. Aber das wäre schade!

Wie Marc Rothemunds frühere Kinokomödien "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit", "Groupies bleiben nicht zum Frühstück" oder "Harte Jungs" ist auch dieses Kinovergnügen der leichten Art sorgfältig gearbeitet mit einprägsamen Charakteren und durchweg guten Darstellern, die Gelegenheit bekommen, ihre Qualitäten im Komödienfach auch auszuspielen. Hier jagt nicht ein Lacher den nächsten, sondern die Geschichte und die ihr innewohnende Situationskomik kann sich in aller Ruhe aufbauen. Marc Rothemund vermeidet geschickt alle all zu offensichtlichen Übertreibungen, was beim Boulevardtheatercharakter des Filmes schon ungewöhnlich ist, der Qualität des Ensembles aber gerecht wird.

Dazu gehört zuallererst ein Hund. Groß mit treu blickenden Augen liefert er das erste Bild des Filmes und hat damit schon die ganze Sympathie des Publikums und seinen ersten Gag. Denn zu ihm spricht - wie zu einer Frau - der überzeugte Single Paul (Wotan Wilke Möhring). Nur mit gelegentlichen Besuchen will er sich bei diesem Tierheimbewohner ein bisschen menschlich-tierische Wärme holen. Nicht mehr, da kann der Vierbeiner noch so treu gucken! In seinem coolen Loft lebt Paul allerdings nicht mehr lange allein und nicht nur des Hundes wegen, der hier bald seinen Platz hat, sondern wegen der Freunde. Da ist der Genussmensch Guido (Jan Josef Liefers), den seine Frau dauernder Seitensprünge wegen ausquartiert hat, und Günther (Oliver Korritke) als schüchterner Liebhaber, der nahezu stündlich dringend Hilfe bei der Eroberung seiner Angebeteten braucht. Außerdem weint Pauls Privatchauffeur Bronko (Fahri Jardim) seiner verflossenen Liebe hinterher und sucht Ermunterung.

Ohne dass darüber reflektiert wird und ohne dass sich die typischen Verhaltensweisen irgendwie geändert hätten, ist Marc Rothemund mit seinen Helden in eine andere Gehaltsklasse aufgestiegen und hat aus der Kreuzberger Jungs-WG eine Loft-Kumpanei gemacht. Das wirkt so sympathisch wie die wichtigste Frau im Film, die Veterinärin des Tierheims, Dr. Iris Jasper (Jasmin Gerat). In sie verliebt sich Paul, obwohl das Objekt der Begierde vollkommen unerreichbar scheint, weil es demnächst heiratet. Ob sie das am Ende wirklich tut, ist eigentlich nie die Frage in einer Kinokomödie, erst recht nicht, wenn sie so gekonnt alle Hollywoodklischees bedient und doch auf die Schippe nimmt.

Deutschland 2012; Regie: Marc Rothemund; Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Jasmin Gerat, Jan Josef Liefers, Fahri Yardim, Oliver Korittke; ab 6 Jahren; 106 Minuten

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