Management

Fachmann, Moderator oder Antreiber?

Von Arkadiusz Łuba · 05.05.2014
Der Berliner Flughafen wird und wird nicht fertig, und von Hartmut Mehdorn, dem derzeitigen BER-Chef, heißt es, dass er einen nicht unbedingt empfehlenswerten Führungsstil pflegt. Doch wie sieht ein guter und vor allem erfolgreicher Führungsstil aus?
Die Außenperspektive schärft den Blick.
Als ich vor sieben Jahren aus Polen nach Berlin kam und mich hier schließlich niederließ, waren mir die versteckten Probleme dieser Stadt noch nicht bekannt. Nach meinen früheren Stationen, den gut organisierten Städten München und Zürich, erschien mir Berlin unordentlich, schmutzig und stinkig. Als ich dann mehrere Jahre hintereinander jeden Winter frierend auf eine S-Bahn warten musste oder im Sommer in nicht klimatisierten Waggons dahinschmolz, dachte ich, die Stadt brauche dringend ein wirksames Krisenmanagement. Dann kamen die Probleme mit dem Flughafen Berlin-Brandenburg, die ewig diskutiert wurden, deren Lösung aber trotzdem nicht in Sicht ist.
So ist es, wenn die Beteiligten nicht in die gleiche Richtung blicken, wenn es politische Streitereien gibt, wenn kein Visionär an der Spitze steht, der entsprechend motivieren könnte.
Nicht jeder kann eine Organisation führen
Eine Organisation zu führen, das kann nicht jeder. Es gibt Vorgesetzte, die durch die ihnen zugeschriebene Posten und ihre Rolle automatisch als solche definiert werden. Und es gibt Anführer, die von ihren Mitarbeitern zu solchen erklärt und danach bedingungslos anerkannt werden. Jeder kann also ein Vorgesetzter werden, aber nicht jeder wird als Anführer akzeptiert. Wer von beiden Typen es mit der Führung einfacher hat, liegt auf der Hand.
Damit die Leitung funktioniert, muss der Vorgesetzte anständig handeln, sich verständlich ausdrücken und talentiert sein. Er sollte schwierige Sachverhalte direkt und unkompliziert erklären, die Arbeitsresultate mit angemessenen Standards messen, adäquat und gerecht urteilen. Zum angestrebten Ziel sollte er auf dem einfachsten Weg führen.
Die Notwendigkeit, von jemandem geführt zu werden, erklärt die Anthropologie damit, dass die Menschen es müssen oder wollen. Der Wille setzt voraus, dass es Probleme oder Aufgaben gibt, die gemeinsam gelöst werden müssen. In solch einem Fall braucht die Gruppe Koordination. Hierbei gilt die Regel: Je größer die Gruppe und das Problem, desto schwieriger ist sie anzuleiten. Die Suche nach Lösungen muss jedoch immer auf Diskussion und Konsens beruhen.
Mehdorn bricht die Grundregeln der Kommunikation
Ohne offene Kommunikation kann dies nicht gelingen, was mir meine Tätigkeit als Coach und Trainer oft bestätigt hat. So scheint nach Angaben des Berliner "Tagesspiegel" der BER-Geschäftsführer – als Beispiel für missglückte Führung – viel zu kommunizieren, nur nicht mit seinen Gesellschaftern. Er bricht damit die Grundregeln des Dialogs und sorgt für Unmut. Seine Aufgabe wäre es, kritische Fakten intern ansprechen, Verstecktes offenzulegen, Unsicherheiten wegzuräumen. Natürlich funktioniert Führung auch mit Angstmacherei und totalitären Methoden. Allerdings nur kurzfristig.
Gerüchten zufolge pflegt die NASA grundsätzlich zwei Typen von Arbeitergruppen zu bilden. Bei kurzfristigen Projekten setzt sie auf Effizienz; die dazugehörenden Mitarbeiter müssen sich also nicht unbedingt mögen. So tun sie alles, um schneller ans Ziel zu kommen; unmittelbar danach trennen sie sich wieder voneinander. Sie müssen nicht detailliert über die Ziele informiert werden, die Aufgaben werden ihnen von einem Antreiber zugeteilt. Bei langfristigen Projekten dagegen wird viel Wert auf menschliches Miteinander gelegt. Denn die Mitarbeiter müssen dann intensiv miteinander arbeiten, gemeinsam Ideen entwickeln, sich gegenseitig unterstützen und zum Schluss konstruktiv die Resultate kontrollieren. Jeder identifiziert sich hier mit dem Projekt, und die Leitung hat mehr demokratische Züge. Die Rolle des Teamleiters besteht darin, darauf aufzupassen, dass die Gruppe auf dem Weg zum Ziel bleibt und sorgt für das Wohlbefinden aller Beteiligten.
Antoine de Saint-Exupéry sagte einmal: "Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht die Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach einem weiten, endlosen Meer". Sie werden schon alles richtig tun, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Das gilt in jeder (Groß-)Organisation.
Arkadiusz Łuba, geboren und aufgewachsen in Allenstein/Olsztyn in ehem. Ostpreußen, heute Nordostpolen, lebt und arbeitet als freier Journalist, Autor und Coach in Berlin. 2007 erschien sein Buch über James Joyce "Okno na Joyce'a" (Polskie Towarzystwo Czytelnicze Olsztyn).
Arkadiusz Łuba, geboren und aufgewachsen in Allenstein/Olsztyn in ehem. Ostpreußen, heute Nordostpolen, lebt und arbeitet als freier Journalist, Autor und Coach in Berlin. 2007 erschien sein Buch über James Joyce „Okno na Joyce'a" (Polskie Towarzystwo Czytelnicze Olsztyn).
Arkadiusz Łuba - Journalist und Autor© Arkadiusz Łuba - privat