"Man for a day"

Von Anke Leweke · 18.07.2012
Für kurze Zeit ein anderer sein - in "Man for a day" wird dieser Wunsch für mehrere Frauen Wirklichkeit. Einen Tag lang verwandeln sie sich in einen Mann - unter Anleitung der Gender-Aktivistin Diane Torr und unter Beobachtung der Kamera.
Wer möchte nicht einmal in die Haut eines anderen schlüpfen? Wer möchte nicht einmal das Geschlecht wechseln? In dem rein beobachtenden Dokumentarfilm "Man for a day" gehen mehrere Frauen dieses Experiment ein: Unter professioneller Anleitung verwandeln sie sich in einen Mann.

Die weltbekannte Gender-Aktivistin Diane Torr leitete vor einiger Zeit in Berlin einen Workshop, den Katarina Peters mit ihrer unaufdringlichen Kamera begleitete. Für Diane Torr sind die Geschlechter Mann-Frau gesellschaftliche Zuweisungen, Konzepte, Rollen, die man annimmt, mit denen man aber auch spielen und arbeiten kann.

Interessanterweise sind die männlichen Alter Egos, die sich die Frauen aussuchen, selten Sympathieträger. Unbewusst suchen die meisten Teilnehmerinnen nach Mustern, Verhaltensweisen, um sich besser im Beruf und Leben durchzusetzen. Dabei werden sogenannte männliche Erfolgskonzepte reflektiert und hinterfragt.

Zudem blicken die Frauen während des Identitätswechsels anders auf ihre eigene Weiblichkeit, durchschauen die gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen. Auch wenn Peters Film ein wenig unstrukturiert wirkt, bleibt es ein spannendes Vergnügen, den Frauen bei ihren Selbstfindungsexperimenten zu zuschauen. Und Hut ab vor Diane Torr, die seit den 80er-Jahren als Performancekünstlerin und mit ihren Workshops auf kritische wie humorvolle Weise die Geschlechtermodelle ad absurdum führt.

Deutschland / Großbritannien / Finnland 2012; Regie: Katarina Peters; Mitwirkende: Susann Schönborn, Theresa Theune, Eva-Marie Torhorst, Tal Peer; ab 6 Jahren; Länge: 96 Minuten

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