"Mammuth"

Von Jörg Taszman · 15.09.2010
Er spielt wohl das erste Mal in seiner Karriere einen Rentner und Frankreichs populärster Star Gérard Depardieu macht selten halbe Sachen. Der übergewichtige Riese, der einst auf dem Schlachthof arbeitete, will nicht zu Hause bleiben, setzt sich auf seine Mammuth - ein Motorrad der alten Schule - und begibt sich auf eine Reise zu sich selbst.
Völlig uneitel zeigt sich Depardieu als sinnenfreudiger Dicker und man sieht ihm den Spaß einfach an, sich so gar nicht verstellen zu müssen. Vor allem die ersten 45 Minuten des Films, der ästhetisch wie ein 16-Millimeter-Amateurfilm aussieht, sind unterhaltsam und überzeugend. Da kommt es zu Tabubrüchen, wenn zwei ältere Herren sich an gemeinsamer Selbstbefriedigung üben und immer wieder anderen skurrilen Einfällen.

Aber dann bekommt dieser reine Männerfilm plötzlich eine sehr surrealistische, verträumte Ebene, wenn die schräge Künstlerin Miss Ming aufkreuzt und in Rückblenden immer wieder die große Liebe des Hünen, Isabelle Adjani auftaucht. Das überfrachtet das sonst so sympathisch, überschaubare Werk und mindert gegen Ende ein wenig die Freude. Schade, aber dennoch als schräger, kleiner Film mit großen Stars durchaus sehenswert.

Frankreich 2010, Regie: Benoît Delépine, Gustave de Kervern. Darsteller: Gérard Depardieu, Yolande Moreau, Isabelle Adjani, Miss Ming, Benoît Poelvoorde, Albert Delpy, Bernard Geoffrey, Serge Larievier, Christian Hincker, FSK: ab 12, Länge: 92 Minuten

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