Lyriksommer - Dichter empfehlen Gedichte (?)

    René Char: Prometheus und Steinbrech zugleich

    Ein Engel liegt auf einem Grab auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main, aufgenommen am 17.04.2009.
    © picture alliance / dpa / Wolfram Stein
    29.08.2016
    Ales Steger über René Char
    Für Denise Naville
    An Hölderlins Harfenhand rührend.
    Ohne die Spaltkraft der Poesie – was ist da Wirklichkeit?
    Allzu gewaltig hatte Gott unter uns gelebt. Wir hatten Aufstehn und
    Aufbruch verlernt. Tot sind in unsren Augen die Sterne, die Herr-
    scher waren in seinem Blick.
    Die Fragen der Engel haben den Einbruch der Dämonen bewirkt. Die
    hefteten uns an den Felsen, um uns zu schlagen und zu lieben. Aufs
    neue.
    Der Kampf vollzieht sich allein in den Finsternissen. Nur an ihren
    Rändern ist Sieg.
    Adlige Saat, Krieg und Gunst meines Nächsten, bei dumpfe Morgen-
    röte bewache ich dich mit meinem Kanten Brot und harre auf jenen
    erahnten Tag strömenden Regens und grünen Schlamms, der für die
    Brennenden kommen wird und für die standhaft Gebliebenen.
    (Übersetzung Johannes Hübner und Lothar Klünner)
    (Fischer Taschenbuch)
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