Autor Willi Winkler

"Luther endlich heilig sprechen"

Das Bild zeigt eine Skulptur aus Bronze des Reformators Martin Luther in Worms.
Bronze-Skulptur des Reformators Martin Luther in Worms. © picture-alliance / dpa / Uwe Anspach
Joachim Scholl im Gespräch mit Willi Winkler  · 07.10.2016
Papst Franziskus sollte Martin Luther heiligsprechen, meint der Buchautor Willi Winkler. Denn: Ohne Luther würde es die katholische Kirche heute nicht mehr geben.
"Ein Mensch, dem die Weltgeschichte zustößt", das habe ihn an Martin Luther besonders interessiert, sagt der Publizist Willi Winkler im Deutschlandradio Kultur. Rechtzeitig zum Reformationsjahr ist seine große Biografie "Luther – ein deutscher Rebell" erschienen. Es ist nicht nur eine Lebensbeschreibung des Reformators, sondern auch ein Epochendrama des Spätmittelalters. "Luther war immer apokalyptischer Denker", sagt Winkler. "Er hat mit dem nahen Ende gerechnet, genauso wie alle anderen." Er habe in dem Lebensgefühl gelebt, dass der Tod ihn jederzeit treffen könne, sei es durch die Pest, die Syphilis, Kriege oder Blitzschlag. "Luthers Sehnen um einen gnädigen Gott hat hier ihren Ausgangspunkt", sagt Winkler. Das könne man Aberglaube nennen, aber es sei eine Zeit ohne jede Sicherheit oder naturwissenschaftliche Erkenntnis gewesen.
Der Journalist und Buchautor Willi Winkler
Der Journalist und Buchautor Willi Winkler© dpa / picture alliance / Arno Burgi
Am Ende des Buches appelliert Winkler an Papst Franziskus, er möge Luther doch heiligsprechen. Der Buchautor erinnerte daran, dass es ohne den "Ketzer Luther" heute die katholische Kirche nicht mehr geben würde. "Die hat sich berappeln müssen", sagte er. "Die Kirche hat sich erneuert und ist teilweise Forderungen Luthers gefolgt." Aber die Kirchenspaltung habe schon stattgefunden und es sei schon zu spät gewesen. "Ohne das wäre die Kirche an Korruption und Misswirtschaft und Entgeistigung kaputt gegangen."
(gem)

Willi Winkler: Luther. Ein deutscher Rebell
Rowohlt Verlag, 29,95 Euro

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