Live aus Sonneberg in Thüringen

01.04.2009
Im Stadtbild von Sonneberg spielen Ausländer kaum eine Rolle: Hier und da ein Asia-Imbiss, das war es dann auch schon. Auf der Straße erkennt man am äußeren Erscheinungsbild niemanden als Zuwanderer, im Alltag beim Einkaufen oder gar bei der Arbeit bleiben die Deutschen unter sich.
Thüringen hat mit Sachsen-Anhalt die niedrigste Ausländerquote in Deutschland, sie liegt unter zwei Prozent. Zum Vergleich: In manchen deutschen Ballungsräumen liegt der Anteil bei über 20 Prozent. Da ist die Chance gering, dass sich in Thüringen Deutsche und Zuwanderer begegnen.

Aber es gibt sie auch in Sonneberg - die Menschen, die freiwillig oder unfreiwillig kommen und dauerhaft bleiben wollen oder müssen.

Sie sitzen morgens um 8.20 Uhr im Integrationskurs der Volkshochschule Sonneberg und lernen die deutsche Sprache. Laut Gesetz soll damit ihre Integration in das wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Leben in der Bundesrepublik Deutschland gefördert werden. Dazu sieht das Zuwanderungsgesetz einen Basis- und Aufbaukurs Deutsch von insgesamt 600 Stunden vor sowie einen Orientierungskurs. Letzterer soll Kenntnisse der Rechtsordnung, der Kultur und der Geschichte Deutschlands vermitteln.

Es dürfen nur diejenigen teilnehmen, die einen dauerhaften Aufenthaltsstatus besitzen, Asylbewerber gehören nur in Ausnahmefällen dazu.

Im Kurs der VHS Sonneberg kommen Menschen aus Vietnam, Ecuador, Aserbaidschan, Bulgarien, Polen, Rumänien, Brasilien, aus dem Kosovo und der Ukraine zusammen. Die meisten sind in Thüringen, weil ihre Ehepartner hier leben oder weil sie als Flüchtlinge dem Landkreis zugewiesen wurden. Sie werden – wenn sie sich integrieren und integriert werden – Sonneberg und Thüringen verändern, das zeigt die demographische Entwicklung.

Und damit wird sich vermutlich auch die Einstellung der einheimischen Bevölkerung Ausländern gegenüber verändern. Momentan weist der Thüringen Monitor, eine sozialwissenschaftliche Studie zur poltischen Kultur in Thüringen, die jährlich erstellt wird, erhebliche Fremdheits- und Abgrenzungsgefühle gegenüber Ausländern nach. Dies wird unter anderem auf die fehlenden Alltagskontakte zwischen Einheimischen und Zuwanderern zurückgeführt.

Wir wollen in dem Integrationskurs hören, wie der Deutschunterricht funktioniert, warum die Teilnehmer nach Deutschland und insbesondere nach Thüringen gekommen sind und wie sie sich in dem Landkreis zurechtfinden. Was vermissen sie, was gefällt ihnen? Sind sie gerne in einer ländlichen Gegend mit niedrigem Ausländeranteil oder wären sie lieber in Berlin oder Frankfurt/Main? Sehen sie ihre Zukunft in Thüringen? Und was bedeutet eigentlich für sie Integration? Deckt sich das mit unseren Vorstellungen von Integration?

Links:
Volkshochschule Sonneberg
Sonneberg