Live aus der Thüringer Staatskanzlei in Erfurt

22.04.2009
Das, was wir normalerweise aus der Thüringer Staatskanzlei hören, sind staatstragende Reden und Verlautbarungen – so wie aus jeder Regierungszentrale. Aber auch in einer Staatskanzlei gibt es die berühmten Niederungen des Alltags, den ganz normalen, immer wiederkehrenden Tagesablauf, die Freuden und Leiden der beruflichen Routine.
Wie sieht dieser Alltag aus in der Schaltzentrale der thüringischen Landespolitik?

Das wollen wir herausfinden und besuchen um 8.20 Uhr Kantinenmitarbeiter, Büroleiterinnen und Minister. Was macht jeder einzelne von ihnen um diese Zeit in der Staatskanzlei? Welche Aufgaben bringt der Tag? Wie viele Zwiebeln müssen noch geschnitten werden, wie viele Termine vereinbart werden, welche Probleme wälzt der Chef der Staatskanzlei am frühen Morgen?

Wir riskieren einen Blick in das Geschäft der Politik und erfahren dabei, wer hinter den Kulissen dafür sorgt, dass das große Ganze funktioniert.

Die Thüringer Staatskanzlei ist der einzige Regierungssitz, den wir auf unserer Reise auf dem 11. Längengrad zufällig kreuzen. Gerade in den letzten Monaten war das Barockbauwerk in Erfurt oft im Fernsehen zu sehen, denn nach dem Skiunfall des Ministerpräsidenten Dieter Althaus war lange Zeit unklar, ob er die Regierungspolitik in Thüringen weiter gestalten würde. Nun ist er zurück, seit Montag leitet er wieder die Amtsgeschäfte.

Aufgaben gibt es für ihn genug: Am 30.8.2009 ist in Thüringen Landtagswahl und die CDU muss um ihre Mehrheit fürchten. Der Freistaat leidet unter der Abwanderung von jungen Menschen, unter Arbeitslosigkeit und der Wirtschaftskrise. Bei Opel in Eisenach warten die Beschäftigten auf Unterstützung aus der Politik, um das Unternehmen zu retten.

Andererseits hat Thüringen mit Städten wie Weimar, Jena; Gera und Erfurt das Potenzial, aufstrebende junge Akademiker an sich zu binden und neue Studenten in die traditionsreichen Universitätsstädte zu locken.
Der Thüringer Wald ist Natur pur und versucht sich als touristisches Highlight in Deutschland zu vermarkten.

Die Landespolitik muss einerseits diese regionalen Befindlichkeiten und Bedürfnisse berücksichtigen, andererseits sich aber auch im bundesdeutschen und europäischen Kontext positionieren. Nur so lassen sich Wahlen gewinnen und Einflussbereiche sichern.

Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass Thüringen mehrere Monate ohne Ministerpräsident zurechtkommen musste. Nun soll alles wieder seinen geregelten Gang gehen, möglichst unaufgeregt. Und bis zur Landtagswahl ist die Diskussion um Dieter Althaus hoffentlich zu Gunsten der inhaltlichen Debatten in den Hintergrund getreten. Ob der Plan aufgeht, erfahren wir erst nach der Wahl.


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