Live aus der Philharmonie Berlin

Wo die Zitronen klingen

Der Dirigent Riccardo Muti im November 2011 in Turin
Der Dirigent Riccardo Muti, hier in Turin © picture alliance / dpa / Alessandro Di Marco
17.04.2015
Am Pult der Berliner Philharmoniker ist Riccardo Muti ein seltener Gast. In seinem Comeback-Programm widmet sich der italienische Maestro nun passenderweise der Italien-Sehnsucht nördlich der Alpen.
Der Fall ist in doppelter Hinsicht merkwürdig: Riccardo Muti, eine der führenden Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit, debütierte in den 1970er Jahren bei den Berliner Philharmonikern und wurde zum wichtigen Gastdirigenten des Orchesters, der dort besonders in den 1980er Jahren präsent war. Dann verliert sich die Spur. Erst seit einiger Zeit kommt das Publikum in der Berliner Philharmonie wieder gelegentlich in den Genuss von Mutis stets gründlichst erarbeiteten Konzerten.
Wenn der Maestro – heute Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra – nun endlich wieder an das philharmonische Pult tritt, hat er eine Rarität dabei - und damit sind wir bei der zweiten Merkwürdigkeit des Abends: Muti dirigiert „Aus Italien", die erste Tondichtung von Richard Strauss. Dieses Werk hat Strauss zwar höchstpersönlich schon 1888 mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt, aber danach war es im philharmonischen Repertoire selten zu hören. Nach dem Zweiten Weltkrieg erklang es überhaupt nur noch in drei Programmen (zwischen 1977 und 1989) – und jedes Mal hieß der Dirigent Riccardo Muti.
So wird das Wiedersehen mit Riccardo Muti zugleich die Begegnung mit einer über Jahrzehnte hinweg gereiften Interpretation. Auch Mozarts „Haffner"-Sinfonie dürfte bei Muti in den besten Händen liegen, hat er sich doch einen ganz eigenen, von der historischen Aufführungspraxis völlig unabhängigen Zugang zur Musik der Wiener Klassik erarbeitet.
Schuberts wenig bekannte „Ouvertüre im italienischen Stil" gibt zu Beginn gleich das Thema des Abends vor: Es ist die Sehnsucht nach dem „Land, wo die Zitronen blühn", gipfelnd im Finalsatz der Strauss'schen Tondichtung "Aus Italien", der – so der Komponist – „das bunte Treiben Neapels schildern will". Darin kennt sich Maestro Muti besonders gut aus, denn er kam 1941 in der Geburtsstadt der Pizza und der heimlichen Hauptstadt der Oper zur Welt.
Live aus der Philharmonie Berlin
Franz Schubert
Ouvertüre im italienischen Stil C-Dur D 591
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 35 F-Dur KV 385 „Haffner-Sinfonie"
ca. 20.40 Uhr Konzertpause
Richard Strauss
„Aus Italien". Sinfonische Fantasie G-Dur op. 16
Berliner Philharmoniker
Leitung: Riccardo Muti
Empfangbar in Surround Sound - Dolby Digital 5.1