Live aus der Philharmonie Berlin

Die Frauen sind unser Trost

Die Sopranistin Camilla Nylund
Camilly Nylund singt die Rolle der Chrysothemis, Elektras Schwester © Markus Hoffmann/RSB
07.05.2015
Nach Richard Wagners Opern nun eine von Richard Strauss: Der scheidende Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, Marek Janowski führt die "Elektra", vielleicht Strauss' wichtigste Oper, konzertant auf - mit einem hervorragenden Ensemble von Solisten und dem Rundfunkchor Berlin.
Das Orchester ist in den Opern von Richard Strauss ein sehr wichtiger Handlungsträger. Nicht nur darin ähnelt diese Musik den Werken von Strauss' Namensvetter Wagner. Der dem "Regietheater" sehr kritisch gegenüber stehende Marek Janowski, der wegen unzumutbarer Exzesse von Regisseuren, die gegen die Musik in Inhalt und Geist "aninszenieren", sich ganz aus dem Operngeschäft zurückgezogen hat, trägt durch seine konzertanten Aufführungen von großen Opern der Tatsache Rechnung, dass das Orchester mehr zu sagen hat, als den klingenden Hintergrund für eine theatralische Handlung zu liefern.
Die Qualität des Orchestersatzes in Richard Strauss' "Elektra" ist außerordentlich. Die nonverbale, instrumentale Seite der Musik leistet Entscheidendes zur Veranschaulichung, zur Verdeutlichung der dramatischen Handlung. Das Drama selbst findet innerhalb der Menschen, der Figuren statt. Das Ausleuchten der seelischen Abgründe, der psychischen Veranlagung der berühmten Gestalten aus der griechischen Mythologie ist das Thema dieser grandiosen Strauss-Oper.
Ein riesiges Orchester sitzt auf der Bühne: Es schillert, schwelgt, es schwärmt und schmeichelt und es zieht die Sehenden und Hörenden in die Handlung hinein. Der Komponist hatte einst an Dora Wihan-Weis, eine Münchner Jugendliebe, die er aus gesellschaftlichen Gründen aufgegeben hatte, geschrieben: "Die Frauen sind doch unser Trost: denn jede Frau kommt als Mensch auf die Welt, während jeder Mann als Philister geboren wird und lange braucht, bis er sich, wenn überhaupt, zum Menschen durcharbeitet!" Mit diesen Sätzen dürfte Richard Strauss auch an seine spätere "Elektra" gedacht haben.
Live aus der Philharmonie Berlin
Richard Strauss
„Elektra" – Tragödie in einem Akt nach einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal
Catherine Foster, Sopran - Elektra
Camilla Nylund, Sopran - Chrysothemis
Waltraud Meier, Alt - Klytämnestra
Günther Groissböck, Bass - Orest
Stephen Gould, Tenor - Aegisth
Daniel Behle, Tenor - Junger Diener
Carola Höhn, Sopran - Die Aufseherin
Judith Simonis, Alt - 1. Magd
Gala Ed Hadidi, Mezzosopran - 2. Magd
Eve-Maud Hubeaux, Mezzosopran - 3. Magd
Abbie Furmansky, Sopran - 4. Magd
Anja Fidelia Ulrich, Sopran - 5. Magd
Rundfunkchor Berlin
Michael Alber, Choreinstudierung
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Marek Janowski