Live aus der MET

Baskische Trommeln

Der Startenor Jonas Kaufmann
Der Tenor Jonas Kaufmann gibt den Don José in Bizets Carmen © picture alliance / dpa / Robin Townsend
07.03.2015
Carmen wird am Ende erstochen, doch bis heute ist sie unsterblich, zumindest als Opernfigur - in der MET-Übertragung an diesem Abend singt Elīna Garanča - ihren Mörder Don José gibt Jonas Kaufmann.
Naturalistisch und sozialkritisch - ein Franzose hat die beliebteste spanische Oper geschrieben. Die tragische Opéra Comique von George Bizet gehört seit der Uraufführung vor genau 140 Jahren in Paris zum meistgespielten Repertoire der Opernhäuser dieser Welt.
In der aktuellen Produktion an der MET in New York singt Elina Garanča das "Zigeunermädchen" Carmen. Damit schlüpft sie nach vielen so genannten Hosenrollen, den Octavians, Sestos und Cherubinos in eine wahrhaft weibliche Figur, um nun die impulsive Halbwelt-Schönheit Carmen zu geben. Dass diese Carmen für ihre Hinwendung zum puren Macho, dem Torrero Escamilllio tödlich büßen muss, kann das Publikum in der MET gelassen nehmen, denn immerhin stirbt dort eine Weltklasse-Sängerin auf der Bühne, die man guten Gewissens feiern kann.
Die Gestalt der "Carmen" ist quasi Kult, in jeder Form von Bild - mit oder ohne Ton. Das Publikum vergöttert diese feurige "Zigeunerin", die Opernfigur par excellence.
Dabei sah es erst gar nicht nach einem Welterfolg aus - nach der Uraufführung der "Carmen" in der Pariser Opéra-Comique fand die Kritik vernichtende Worte. Das Publikum reagierte kühl. Der Komponist änderte darauf hin das Werk, kürzte und vertonte die Prosadialoge. Über diese Arbeit starb George Bizet wenige Monate später an den Folgen eines Herzanfalls, als junger Mann von nur 38 Jahren. Genau an jenem Tag, als es in der Opéra Comique die 33. Aufführung seiner "Carmen" gab, sich der Flop also schon zum Top zu entwickeln begann.
Das erotische Drama mit seiner opulenten verruchten Volkstümlichkeit, den Flamenco-Rhythmen und Kastagnetten-Klängen faszinierte die Menschen. Friedrich Nietzsche sprach gar von einer revolutionären Oper, die er den großen Werken seines geliebten Feindes Richard Wagner vorzog.
In der MET verlegt man die Geschichte nun äußerlich ins faschistische Spanien der 1930er Jahre. Die innere Handlung bleibt die bekannte: Der brave Don José kann das doppelte Spiel der femme fatale Carmen kaum noch ertragen. Als diese von ihm lässt und ihre neue Liebe zu Escamillio offenbart, sticht Don José ihr den Dolch in die Brust, während im Rund der Arena die Massen dem Torrero Escamillio zujubeln.
Live aus der Metropolitan Opera New York
Georges Bizet
"Carmen" - Opéra Comique in vier Akten
Libretto: Henry Meilhac und Ludovic Halévy
Carmen - Elīna Garanča, Mezzosopran
Don José - Jonas Kaufmann, Tenor
Micaela - Ailyn Pérez, Sopran
Escamilo - Gábor Bretz, Bassbariton
Zuniga - Richard Bernstein, Bass
Moralès - Trevor Scheunemann, Bariton
Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
Leitung: Louis Langrée