Literaturkritiken auf YouTube

"Die Leute sagen, was die Bücher mit ihnen machen"

Der Literaturblogger und Autor Stefan Mesch.
Der Literaturblogger und Autor Stefan Mesch. © Deutschlandradio - Andreas Buron
Stefan Mesch im Gespräch mit Joachim Scholl · 12.01.2016
Stehen zwei Teenager vorm Bücherregal, sagt der eine ... So fängt kein Witz an, sondern eine selbstgedrehte Video-Buchkritik, gesendet im YouTube-Kanal "Booktube". Literatur-Blogger Stefan Mesch erzählt, was den Reiz dieser "Vlogs" ausmacht.
Literatur-Blogger und Autor Stefan Mesch hat sich in der Welt der "Booktuber" umgesehen: Video-Blogger, die auf Youtube, teils sehr professionell, teils rührend-unbeholfen Bücher vorstellen. Viele von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Was macht für Mesch den Reiz dieser sogenannten "Vlogs" (Video + Blog) aus, verglichen mit herkömmlicher Literaturkritik?
"Es ist sehr emotional alles. Es sind Leute, die sagen, was Bücher mit ihnen machen. Das ist selten die harte, kalte Literaturkritik, wo man sagt: Was sind die Maßstäbe? Sondern es sind oft Leute aus ganz verschiedenen Schichten und Altersgruppen. Aber alle lieben Bücher und sind private riesige Bücherwürmer und Leseratten - und werfen dann einfach die Webcam an."
Vorbild: Elke Heidenreich
Das sei weder neu noch exotisch, denn beispielsweise schon Elke Heidenreich habe in ihrer ZDF-Büchersendung "Lesen!" eine stark persönlich und emotional gefärbte Buch-Kritik etabliert. Neu sei die massenhafte Verbreitung über YouTube.
Zwar habe es auch von Elke Heidenreich und anderen, im Fernsehen etablierten Literaturkritikern Versuche gegeben, Vlogs zu verbreiten. Doch seien diese Versuche meist schon nach wenigen Videos eingestellt worden. Denn oft hätten die Sender argumentiert, nicht genug Geld für solche "Experimente" übrig zu haben.
Stefan Mesch gab im Interview jedoch zu, selbst viel lieber Texte zu lesen, als längere Zeit irgendwelchen Podcasts zu lauschen.
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