Literatur

Fußnoten zur Musik

Der Hornist Felix Klieser
Spielt Horn auf Weltklasseniveau und hat nun ein Buch veröffentlicht: Felix Klieser. © dpa
Von Uwe Golz · 22.08.2014
Eigentlich wollte er gar kein Buch schreiben, hat es dann aber doch getan: Der Hornist Felix Klieser hat "Fußnoten" verfasst, kurze Anekdoten über die Musik und sich selbst. Seine Behinderung spielt aber nur eine untergeordnete Rolle - ganz bewusst.
Felix Klieser, 23 Jahre jung, ohne Arme geboren, ist einer der besten jungen Hornisten der Welt. Doch mit Begriffen wie "Shooting Star" oder "kommender Weltstar" kann er nichts anfangen.
"Ich spiel einfach Horn und das versuch ich so schön wie möglich zu machen. Und das ist auch was mir wichtig ist und was mich interessiert. Ich hab Horn gelernt und mich irgendwann entschieden, das beruflich zu machen, weil ich gerne Musik mache und das ist das Entscheidende."
Jetzt hat Felix Klieser ein Buch geschrieben – "Fußnoten". Warum erklärt er so:
"Ich habe in dem Buch einfach geschrieben, was mir wichtig ist. Was einem oft passiert, ist das Leute etwas in einen hineininterpretieren. Sie sehen mich beispielsweise, und dann fangen sie an zu schreiben oder zu reden, wie dieser Mensch ist, also was denkt, wofür er steht, wofür er sich einsetzt. Und das ist etwas, was ich nicht so wahnsinnig mag. Nur weil ich keine Arme habe, setze ich mich nicht für die Armlosen dieser Welt ein und kämpfe für irgendwas. Und ich bin auch kein Vorbild, das alles ist etwas, was ich nicht mag. Man kann mit mir reden und ich red' auch über alles. Es ist eben sinnvoller, wenn man mit einem Menschen redet und ihn fragt und dafür bin ich ja da, das tu ich ja, als wenn die Leute anfangen selber Geschichten zu erfinden."
Natürlich drehen sich viele Fußnoten in Felix Kliesers Buch um und über die Musik. Von den ersten Schritten als Vierjähriger, der unbedingt Horn spielen will, über die Jahre als Schüler und Jungstudent an der Musikhochschule in Hannover bis zu den Aufnahmen seines Debüts und der Suche nach dem perfekten Klang für sein Horn.
Die Klangfarbe ist essenziell wichtig für Musik
"Ich hab mich mal damit auseinandergesetzt, was ist eigentlich Musik? Ein Professor bei uns an der Hochschule hat immer gesagt: 'Denken sie daran, wir produzieren nur periodische Hochdruckschwankungen.' Und das ist es ja, wenn wir draußen sind und hören einen Presslufthammer ist das Lärm, schalten wir das Radio ein und hören Musik ist das genauso Krach, aber auf einmal ist es schön. Und ich glaube das Klänge und Klangfarben wahnsinnig viel damit zu tun haben, die Möglichkeit eines Klanges besteht darin beim Menschen etwas zu bewirken.
Also ich versuche auch, wenn ich zum Beispiel ein Stück sehe, dann überlege ich forte ist laut, mezzoforte ist nicht ganz so laut und piano ist leise und ich stell mir vor, was ist das für ein Farbe? Also, wie klingt ein forte bei Mahler und wie klingt ein forte bei Mozart, das sind ja zwei unterschiedliche Klangfarben, aber beide sind forte. Klangfarben machen halt Kräfte aus und damit kann man viel erreichen. Und ich bin davon überzeugt, dass die Klangfarbe essenziell wichtig ist um Musik zu machen. Nicht Technik, nicht schnell spielen, nicht hoch spielen, nicht laut oder leise spielen, sondern die Farbe, womit man den Menschen am intensivsten erreichen kann."
Ein Buch wollte Felix Klieser eigentlich gar nicht schreiben, das war die Idee eines Verlags und nach langem Grübeln und in der Gewissheit mit Céline Lauer als Co-Autorin, stimmte er dann zu. Heraus kam ein leicht und schnell zu lesendes Büchlein, das einiges, aber nicht alles über den Hornisten Felix Klieser verrät. Einige Anekdoten aus seiner Jugend und Kindheit, einiges über den Start als Berufsmusiker. Amüsant die Geschichte, wie er als Kind "Alle meine Entchen" üben musste, manchmal mit Horn, manchmal auch nur mit den Lippen zu spielen.
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