Literarische Eindrücke aus dem US-Wahlkampf

Ein Land zwischen Schock und Scham

Die Autorin Esther Dischereit
Die Autorin Esther Dischereit sagt, sie habe Respekt vor Angela Merkel, weil diese frei von Deutschtümelei sei. © Deutschlandradio / Bettina Straub
Esther Dischereit im Gespräch mit Frank Meyer · 01.11.2016
Seit Mitte Oktober ist die Lyrikerin Esther Dischereit in den USA unterwegs. Viele Menschen seien entsetzt und beschämt über Trumps Wahlkampf, sagt sie. Viele befürchteten eine dauerhafte Veränderung der US-Gesellschaft, auch wenn Trump nicht gewinnt.
Die Lyrikerin Esther Dischereit hält sich derzeit in den USA auf und sammelt Eindrücke aus dem dortigen Wahlkampf.

Vor allem der Stil des Wahlkampfs entsetzt die Leute

Viele Menschen seien entsetzt und beschämt über den Stil, in dem der Wahlkampf geführt werde, berichtete Dischereit im Deutschlandradio Kultur. Trump reiße Tabus ein und zerstöre Standards des wechselseitigen Umgangs.
"Mr. Trump hat ja Hillary Clinton mehrfach unmittelbar beleidigt, von 'nasty woman' gesprochen, also der bösen, schamlosen Frau. Oder er geht mit ausgestrecktem Finger auf sie zu und sagt: du lügst, du lügst, du lügst! Ich werde dafür sorgen, dass du ins Gefängnis kommst. Oder er hätte jetzt schon seine Zweifel, den Ausgang des Wahlverfahrens überhaupt für legitim zu halten."

Droht eine dauerhafte Verrohung im politischen Diskurs?

Diese Verrohung des öffentlichen Diskurses sehen offenbar viele Amerikaner als bedrohlicher an als einen möglichen Wahlsieg Trumps. Jedenfalls befürchten viele, dass dieser Kommunikationsstil auch über die Wahl hinaus und unabhängig von deren Ausgang Bestand haben könnte.
"Das beschäftigt die Leute sehr, aber viele möchten auch nicht mehr reden", sagt Dischereit. "Die möchten, dass dieses unwürdige Schauspiel bald zu Ende geht."
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