"Lilyhammer"

Mafioso im Rentierpulli

Steven van Zandt mit schwarzem Kopftuch, blickt böse in die Kamera
Steve van Zandt spielt den Mafioso Frank Tagliano. © dpa/picture alliance/Peter Foley
Von Susanne Burg · 30.10.2014
Die norwegisch-amerikanische Produktion "Lilyhammer" läuft jetzt auch in Deutschland an, Arte zeigt die erste Staffel der Webserie. Vordergründig geht es um die Mafia - eigentlich aber viel mehr darum, was passiert, wenn zwei Kulturen aufeinander treffen.
Alles beginnt mit einer Beerdigung. Frank "The Fixer" Tagliano steht am Sarg eines New Yorker Mafiabosses und macht klar: mit dem neuen Boss kann er nichts anfangen.
"I like you, Aldo. You are just not qualified to be the boss. You belong on Wall Street, not with us."
Frank verrät Boss Aldo ans FBI, kommt ins Zeugenschutzprogramm und muss das Land verlassen. Nicht auf die sonnigen Bahamas will er, sondern – man ahnt's - ins norwegische Lillehammer.
"I am thinking Lilyhammer. – Lily what?"
Frank kann den Namen zwar nicht richtig aussprechen, aber seit den Olympischen Winterspielen 1994 ist es ein Traumort für ihn - mit weißem Schnee, sauberer Luft, hübschen Frauen. Johnny fliegt also nach Norwegen und aus Frank Tagliano wird Giovanni "Johnny" Henriksen. Dieser Johnny muss nun zurecht kommen in der ihm neuen, sehr fremden Welt. Mit einer norwegischen "I love New York"-Mütze, Snow Boots, Wintermantel und Kopfhörern stapft er durch den Schnee und findet ungläubig einen umweltverträglichen europäischen Kleinwagen in seiner Garage.

Heute Abend, 30.10., sind die ersten zwei Folgen der ersten Staffel bei Arte zu sehen, ab 21 Uhr.

Als hätte er New York nie verlassen
"What the fuck!"
Johnny versucht sich, bedeckt zu halten, aber kein halbes Jahr vergeht und er benimmt sich, als hätte er New York nie verlassen. Er erpresst Menschen, kauft illegalen Alkohol für eine Bar, die er sich ergaunert hat und bringt Menschen um die Ecke.
Frankie wird gespielt von Steven Van Zandt, vielen hierzulande wohl eher bekannt als Gitarrist in Bruce Springsteens E-Street Band. Bei der Fernsehserie Sopranos war er der Mafia-Berater Silvio. Und In seinen Gesten und Gesichtsausdrücken erinnert Steven van Zandt zwar an Silvio, aber an die psychologisch vielschichtigen Charaktere und die ausgefeilten Handlungsstränge der Sopranos reicht "Lilyhammer" nicht heran.
Die norwegisch-amerikanische Produktion ist mehr eine Culture-Clash-Komödie als ein Mafiaepos.
Beide Kulturen halten sich den Spiegel vor
Johnny hat den leicht naiven, ignoranten, aber auch charmanten Blick eines Menschen, der sein eigenes Land zum ersten Mal verlassen hat. In einem Interview vergleicht Steven Van Zandt seine Rolle mit dem sprichwörtlichen Fisch im Wasser.
"Dieser Fisch hier schwimmt definitiv nicht im Wasser. Das ist der ultimative Fisch im Trockenen. Johnny ist sehr amerikanisch. Er hält sich nicht an irgendwelche Regeln. Und plötzlich findet er sich in einer Gesellschaft wieder, die Regeln befolgt. Dieser Konflikt ist recht unterhaltsam."
Die beiden Kulturen halten sich gegenseitig den Spiegel vor. Das heißt: Ein schmieriger Gangster mit trockenem Humor trifft auf ein Volk, das ein bisschen steif wirkt, immer auf Korrektheit bedacht, auch auf die politische. Daraus bezieht die Serie ihren Charme. Das wiederum durchaus erfolgreich: Jeder fünfte Norweger hat die erste Folge von "Lilyhammer" gesehen. Mittlerweile ist die Serie an über 130 Länder verkauft.