Liebe und Monsterjagd

Vorgestellt von Anke Leweke · 28.03.2007
"Herzen" zeigt sechs Großstadtbewohner im winterlichen Paris auf der Suche nach Glück. Regisseur Alain Resnais erzählt mit Mitteln der Slapstickkomödie und des Boulevardstücks von den Sehnsüchten und dem Lebensgefühl moderner Metropolenbewohner. "The Host" brach in Korea alles Kassenrekorde und schildert eine Monsterjagd und politischer Unterdrückung.
"Herzen"
Frankreich 2006. Regie: Alain Resnais. Darsteller: Sabine Azéma, Isabelle Carré, Laura Morante, Pierre Arditi, André Dussollier, Lambert Wilson u.a. 120 Minuten

Seit Jahrzehnten bringt der französische Regisseur Alain Resnais die Wirrnisse des Lebens und der Liebe, all die Zufälle, die die Menschen zusammen und auseinander führen, feinfühlig und zugleich unterhaltsam auf die Leinwand. Resnais' neuer Film "Herzen" ist wieder ein solcher Reigen der Begegnungen und Schicksalsmomente, diesmal in einem winterlichen Paris. Er handelt von sechs einsamen Herzen.

Ein Barkeeper, eine Sekretärin, ein halb getrenntes Ehepaar, ein Immobilienmakler und eine junge Frau, die mit Kontaktanzeigen ihr Glück versucht, begegnen einander in Hotelbars, bei der Arbeit oder bei der Wohnungssuche. Wie so oft bei Resnais sind es einfache Situationen eines großstädtischen Alltags, die von Anonymität und Einsamkeit erzählen - und von den ganz banalen Absurditäten des Lebens.

Wieder hat Resnais seine Lieblingsschauspieler um sich versammelt: Sabine Azéma, Pierre Arditi, André Dussolier und Christoph Lambert. Wieder greift er auf den Tonfall des Boulevardstückes und den Mitteln der Slapstickkomödie zurück, um Existenzielles zu verhandeln. Schließlich ist auch dieser Film eine kleine Phänomenologie der Ängste, Sehnsüchte und Lebensgefühle unserer Moderne.


"The Host"
Südkorea 2006. Regie: Joon-ho Bong. Darsteller: Kang-ho Song, Hae-il Park, Du-na Bae, Hie-bong Byeon, Ah-sung Goh u.a. 119 Minuten

13 Millionen Koreaner haben "The Host" inzwischen gesehen. Er ist ein Riesenhit zwischen Malaysia und China und letzte Woche hat er bei den Asian Awards den Preis für den besten Film erhalten. Vielleicht lässt sich der Erfolg dieses menschenverschlingenden Monsters damit erklären, dass es eine durch und durch koreanische Kreatur ist. Wie einst Godzilla eine Reaktion auf die Atombombe darstellte, ist auch dieses Ungeheuer politisch aufgeladen.

"The Host" geht auf einen authentischen Fall zurück, der direkt in die jüngste Geschichte des Landes führt: Von einem amerikanischen Militärcamp wurden vor ein paar Jahren literweise giftige Chemikalien in den durch Seoul fließenden Fluss Han geleitet. Die Umweltkatastrophe führt zur Mutation eines Fisches. Statt sich mit ihrer Bevölkerung zu verbünden, sperrt die koreanische Regierung Menschen unter strengster Bewachung in Turnhallen ein, steckt sie in isolierende Plastiksäcke. Weil er Kontakt mit den Monstern hatte, wird der Held des Films von Ärzten mit Hirnschrauben und gigantischen Spritzen gequält.

Beklemmend sind diese Bilder, weil in ihnen die Folterungen und Unterdrückung der Opposition während der Militärdiktatur mitschwingen. Ein Kapitel verdrängter koreanischer Geschichte wird durch das Filmmonster wieder aufgeschlagen .