"Lerchenberg" und "Hoff the Record"

Abgehalfterte TV-Legenden kommen zurück

Der Schauspieler Sascha Hehn, aufgenommen 2015
Der Schauspieler Sascha Hehn steht im Mittelpunkt der hauseigenen ZDF-Satire "Lerchenberg" © imago/Sven Simon
Von Noemi Schneider · 06.08.2015
Sascha Hehn und David Hasselhoff? Baywatch, Knight Rider, Traumschiff, Schwarzwaldklinik? Klingelt's? Es war still um die beiden. Doch nun haben Fernsehmacher aus Deutschland und Großbritannien den einstigen TV-Größen ein Comeback gegeben.
David "Knight Rider" Hasselhoff und Sascha "Traumschiff" Hehn. Das waren noch Typen – in den 80ern jedenfalls. Danach war ihr Stern – nun ja – etwas gesunken. Doch dann hatten Fernsehmacher in Großbritannien und Deutschland eine ähnliche Idee: Gib' dem vergessenen Typen ein Comeback! Hasselhoff erlebt es gerade in der BBC mit der Serie "Hoff the record", Sascha Hehn mit "Lerchenberg" im ZDF – zwei Auferstandene.

Beitrag im Wortlaut:
Musik: Schwarzwaldklinik
So klingt die Titelmusik der erfolgreichsten ZDF-Serie aller Zeiten und so in etwa klingt die Reaktion einer ZDF-Redakteurin darauf, 30 Jahre später, in "Lerchenberg".
Die Redakteurin Billie wirft das Casting-Band in den Müll, doch ihre Chefin Frau Dr. Wolter hat bei der Drehbesprechung für Billies neues Filmprojekt eine ganz besondere Besetzungs-Idee:
"Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen sage, dass ich Sascha Hehn für Ihr Filmprojekt gewinnen konnte. Sie müssten das Casting-Band eigentlich auch schon bekommen haben, oder?"
"Ja, das ist angekommen, ich dachte nur …"
"Die Schwarzwaldklinik, Billie, ist die erfolgreichste ZDF-Produktion aller Zeiten."
Die erfolgreichste US-amerikanische Serie im 20. Jahrhundert war übrigens diese hier:
Musik: Baywatch
"Baywatch - die Rettungsschwimmer von Malibu"
Castings für die Altstars
In der britischen Mockumentary "Hoff the Record" versucht der 63-jährige David Hasselhoff ein Comeback in Großbritannien. Die Comedy-Serie ist aufgebaut wie eine Dokumentation, in der die Figuren zwischendurch in Interviews das Geschehen kommentieren.
In der ersten Folge erwartet David Hasselhoff in London ein Casting, ein Casting für ein David-Hasselhoff-Biopic. Als Hasselhoff mit seinem Manager Max das Filmstudio betritt, probt gerade ein junger Schauspieler "I’ve been looking for freedom". Hoff entreißt ihm das Mikro und legt los.
"I’ve been looking for freedom, I’ve been looking so long, I’ve been looking for ..."
Allerdings fällt die Reaktion auf seine Performance nicht aus wie erwartet:
"I’ve seen some unprofessional things on a filmset in my life, but I’ve never seen an old man, giarating about on stage like a pervert."
Auch das Casting auf dem "Lerchenberg" läuft für Sascha Hehn nicht wie geplant.
"Warum stottert der?"
"Ich bin ein Autist. A-a-a-a-a-a-anders bin?"
"Is das jetzt hier versteckte Kamera oder was?"
"Billie, was soll denn das jetzt hier?"
"Leute, ich …"
Sascha Hehn bekommt die Rolle nicht, die Redakteurin Billie wird von ihrem Projekt abgezogen und durch eine ambitionierte Volontärin ersetzt. Bevor Billie wieder eigene Projekte machen darf, muss sie für Sascha Hehn ein geeignetes "ZDF-Comeback-Format" finden.
Musik: Lerchenberg
Selbstironisches Potenzial
Die Serie "Lerchenberg" wurde 2013 zum 50-jährigen ZDF-Jubiläum als hauseigene, selbstreflexive Satire entwickelt, deren Umsetzung leider etwas langatmig und fleischlos geraten ist, weil schnell klar wird, dass das maximale Humor-Monopol auf dem Lerchenberg bei den Mainzelmännchen liegt, obwohl Sascha Hehn als abgehalfterter 80er-Jahre-Serienstar durchaus selbstironisches Potenzial mitbringt.
Die wirkliche Realsatire hat das ZDF 2014 mit der Ernennung Hehns zum neuen Traumschiffkapitän geschaffen, aber das ist ein anderes Thema.
Jetzt geht "Lerchenberg" in eine zweite Staffel mit Sascha Hehn als Sascha Hehn, Eva Löbau als Redakteurin Billie und Gastauftritten von Roberto Blanco, Jan Böhmermann und Iris Berben und ach so, irgendwas mit Nazis gibt es auch, verspricht der Trailer, es handelt sich ja schließlich um das ZDF.
Musik: Intro Knight Rider
Die Lacher in "Hoff the Record" gehen ebenfalls auf Kosten der Deutschen, nachdem Hasselhoffs etwas merkwürdiger verlorener deutscher Sohn Dieter aus Düsseldorf in Hoffs Hotelzimmer auftaucht, um seinen Vater besser kennen zu lernen.
"It’s Dieter."
"Where’d you get my jacket?"
"You gave it to my mother, 25 years ago. You know, the night that the Berlin wall fell?"
"Hoff the Record" gehört zum Besten, was Unterhaltungsfernsehen bieten kann. Was natürlich in erster Linie David Hasselhoff zu verdanken ist, der sich, ausgestattet mit einer beeindruckenden und beneidenswerten Selbstironie, in der Serie zum "Hoff" machen lässt. Das hochkarätige Schauspielerensemble rundum hat im Übrigen maßgeblich am Drehbuch mitgearbeitet und für die zweite Staffel hat sich als Gast bereits der Monty-Python-Mitbegründer John Cleese angemeldet.
Fazit: Eine große Portion HOFF täte dem ZDF sehr gut.
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