Leopold von Verschuer über Valère Novarina

Die Lust, den roten Faden zu verlieren

Hörspiel: "Das Tier der Zeit", Produktion Deutschlandradio Kultur 2016 Abgebildet: Leopold von Verschuer, Valére Novarina (v.lks.)
Abgebildet: Leopold von Verschuer, Valére Novarina (v.lks.) © Deutschlandradio / Sandro Most
Leopold von Verschuer im Gespräch mit André Mumot · 28.05.2016
Leopold von Verschuer hat sich einer Herausforderung gestellt: Eine Hörspielfassung von Valère Novarinas "Die Rede an die Tiere". Er sagt, Novarinas Hörer müssten vor allem die Bereitschaft haben, den roten Faden zu verlieren. Keine leichte Aufgabe!
Der große Film-, Theater- und Opernregisseur Patrice Chéreau nannte ihn den bedeutendsten lebenden Theaterautoren Frankreichs: Valère Novarina. Ein Schriftsteller, der lange, schwierige, sprachverliebte Texte schreibt, aber auch malt, zeichnet und inszeniert. In seinem Heimatland hoch geschätzt, ist er in Deutschland nahezu unbekannt.
Sein Durchbruchtext erschien vor genau dreißig Jahren: "Die Rede an die Tiere". Grund genug für Deutschlandradio Kultur, eine Hörspielbearbeitung mit Jens Harzer als alleinigem Darsteller zu wagen. Übersetzt und inszeniert hat den verwinkelten Monolog Leopold von Verschuer, der sich seit langem für die Arbeiten von Valère Novarina einsetzt - als Darsteller und Regisseur.
Im Gespräch mit André Mumot spricht er über die besonderen Stärken des Autors: "Der Gegenstand dieses Schreibens ist die Sprache - die Sprache jenseits dessen, was man als Informationsvermittlung, als Transportmittel für Inhalte versteht. So sagt Novarina: "Unser Fleisch ist eigentlich die Sprache, das, was uns als Menschen unterscheidet vom Tier." Für den Theaterzuschauer wie für den Hörer keine leichte Aufgabe, wie von Verschuer unterstreicht: "Ich glaube, dass man bei ihm zwar immer wieder einen roten Faden finden kann, aber vor allem immer wieder verliert. Und wenn man diese Bereitschaft nicht hat, den roten Faden zu verlieren, dann ist man wahrscheinlich auch selbst verloren." Zugleich bekräftigt er, er wolle "diesen Virus weiter ins deutsche Theater setzen."
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