Lenzen: "Promotionshilfen" stärker juristisch überprüfen

13.05.2011
Der Präsident der Universität Hamburg, Dieter Lenzen, hat verlangt, Unternehmen, die Hilfe bei Promotionsarbeiten anböten, stärker juristisch zu überprüfen. Wenn diese Unternehmen sittenwidrig handeln würden, seien sie "aufs Schärfste zu verfolgen und zu verurteilen", sagte Lenzen.
"Sie können ja auch nicht ein Unternehmen gründen, mit dem sie Mordaufträge ankündigen und sich dafür bezahlen lassen. Also wenn es sich um eine kriminelle Handlung handelt, dann muss das unterbunden werden."

Das Problem von Promotionsplagiaten stelle sich hauptsächlich bei Arbeiten in den Geistes- und Sozialwissenschaften, die nicht selbst experimentierten, äußerte Lenzen. Er rechne damit, dass die Überprüfung von Promotionen an den Universitäten durch eine entsprechende Software noch weiter zunehmen werde.

Man dürfe die Erwartungen aber nicht zu hoch schrauben: "Denn letztlich können sie eines nicht entdecken: Wenn jemand eine Idee kopiert und sie nur mit anderen Worten wiedergibt. Die Maschinen sind dumm, sie können nur die Wortfolgen identifizieren."

Nach seiner Erfahrung als Hochschullehrer könne ein Professor pro Jahr nur bis zu drei Promotionen verantwortlich betreuen, betonte Lenzen. Dabei müsse man auch bedenken, dass viele Bundesländer diese Arbeit mittlerweile nicht mehr finanzierten. Werde die Betreuung von Doktoranden seitens der Politik als nebenbei betriebenes "Hobby" verstanden, dürfe man sich nicht wundern, wenn die Sorgfalt möglicherweise nachlasse.


Das vollständige Gespräch mit Dieter Lenzen können Sie bis zum 13.10.2011 als
[url=http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2011/05/13/drk_20110513_1609_71f6dedf.mp3
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