Leipzig

Richtfest für den Neubau der Probsteikirche

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Mehrere Kräne drehen sich auf der Baustelle der neuen Leipziger Probsteikirche vor dem Neuen Rathaus in Leipzig. © picture alliance / ZB / Jan Woitas
Von Hanno Griess  · 28.03.2014
Es ist der größte Kirchenneubau in Ostdeutschland und ausgerechnet eine katholische Kirche. Direkt gegenüber dem neuen Rathaus in Leipzig wächst die Probsteikirche heran - heute wird Richtfest gefeiert.
Während unzählige Bauleute herum wuseln, steht Pfarrer Gregor Giele vor dem imposanten Rohbau der Leipziger Probsteikirche. Sein Blick folgt dem 50 Meter hohen Glockenturm hinauf:
"Ich bin selbst überrascht, die Größenverhältnisse der Kirche hab ich mir so nicht vorgestellt, das ist natürlich ein markanter Bau mit einer Länge von 100 Metern, Wenn man die abschreitet, denkt man: Alle Achtung, da entsteht schon was Gewaltiges."
Zu dem Eindruck trägt auch bei, dass die Architekten entschieden haben, keine Kirche mit Grünanlagen außenrum zu bauen, sondern die Grundstücksgröße voll auszunutzen. Auch der zentrale Gottesdienstraum setzt auf Größe:
"Muss erst mal innehalten, so den Raum auch noch nicht gesehen. Der immerhin 14 Meter hoch ist. Breiter als tief. Weil die Gemeinde in Halbkreisform um den Altar herum sitzt. Und wir stehen vor der großen Altarwand, 20 Meter hoch und 30 Meter breit, was schon gut zu sehen, der Lichtschacht darüber, und später wird der Raum mit diesem Himmelslicht erstrahlen."
Eine so große katholische Kirche, in einem mehrheitlich atheistischen Landstrich wie Sachsen! Und dann auch noch in der traditionell protestantischen Handelsstadt Leipzig. Ein klares Statement, ja, sagt Pfarrer Gregor Giele, aber ein berechtigtes:
"Zur Zeit haben wir 4600 Gemeindemitglieder, was eine sehr große Zahl ist für eine ostdeutsche Gemeinde, wir sind die größte Gemeinde im Bistum. Unsere Gemeinde wächst jedes Jahr um 100 bis 150 Mitglieder, das ist schon seit Mitte der 90er-Jahre so. Zum Sonntagsgottesdienst kommen zur Zeit 1000 pro Sonntag. Also dass wir mit 20 da sitzen, müssen wir keine Sorge haben."
15 Millionen Euro wird die Probsteikirche zu Leipzig kosten, von denen acht Millionen das Bistum Dresden-Meißen aufbringt, dreieinhalb Millionen muss die Pfarrei einwerben, 1,3 Millionen Euro steuert das Bonifatius-Werk für Christen in der Diaspora bei. Welchen Stellenwert dieser Neubau für die Katholiken im Land hat, erklärt Bistumsvertreter Michael Baudisch:
"Es ist mal ein sehr positives Signal, dass Kirche, die ja in vielen Bereichen auf dem Rückzug ist, auch noch Aufbrüche wagen kann, auch noch Strahlkraft besitzt. Katholische Kinder, die in die Schule gehen, die erleben, dass sie höchstens noch einen oder zwei in ihrer Klasse haben, die auch sonntags in die katholische Messe gehen. Und dann tuts umso besser, dass man erlebt, dass katholische Kirche hier wirklich präsent ist."
Es hatte Kritik gegeben in Leipzig, an den modernen, klaren Formen, an der Größe der Kirche, an dem vielen Beton. Der Bauleiter Peter Gaffron wendet ein: Beton werde nicht zu sehen sein, die Kirche werde mit rötlichem, Rochlitzer Pophyr verkleidet:
"Der Hammer ist ja im positiven Sinne, hier ist ja so ein einladender offener Bereich zur Straßenseite, wo man in die Kirche reinschauen kann, ohne Säulen, ohne Stützen. Das war ne statische Meisterleistung, das so hinzukriegen. Also die offene Kirche ist durchaus realisiert."
Ein Gerücht hatte es gegeben. Dass die Probsteigemeinde unbedingt die Adresse ihrer neuen Kirche ändern wollte. Denn die 100 Meter lange Hauptseite liegt ausgerechnet am Martin-Luther-Ring. Pfarrer Gregor Giele lacht und klärt auf:
"Nein das ist nicht so. Also ich hätte das sogar sehr schön gefunden, katholische Probsteikirche am Martin-Luther-Ring, das wäre ein schönes ökumenisches Zeichen, auch mit Augenzwinkern gewesen. Wir haben da gar nichts unternommen, und wir sind darauf hingewiesen worden, dass es leichter ist, die Adresse zu nehmen, wo man mit dem Auto heran fahren kann."
Und so erreicht man die Probsteikirche künftig eben über die Nonnenmühlgasse, und nicht über den sechsspurigen Martin-Luther-Ring.