Lehrertypologie

33 Gründe, dieses Buch nicht zu lesen

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Frustrierte Französischlehrerin? Ulrich Knoll kennt leider nur Stereotype. © Carsten Rehder/dpa
Von Kim Kindermann · 10.09.2015
Der oberflächliche Sportlehrer oder die dominant-frustrierte Französischlehrerin: Ulrich Knoll charakterisiert in seinem Buch 33 Lehrertypen. Das bleibt merkwürdig blutleer - und am Ende seines Buches zeigt sich, worüber er eigentlich hätte schreiben sollen.
Jetzt also, rechtzeitig zum Schulanfang, packt er aus, der Schuldirektor a.D. Ulrich Knoll: "33 Lehrer, mit denen ihr Kind rechnen muss" heißt das Buch vielversprechend und lockt damit erfolgreich zahlreiche Lehrergeschädigte an, die sich eine bitter-ironische Abrechnung erhoffen. Lechz.
Aber leider erfüllt sich diese Erwartung nicht. Ganz schnell langweilt man sich zu Tode mit diesen erfundenen Lehrersteckbriefen. Denn egal, ob es um den gutgelaunten, oberflächlichen Sportlehrer, den wortgewandten Religionslehrer oder die dominant-frustrierte Französischlehrerin geht: Diese vermeintlichen Prototypen bleiben merkwürdig blutleer. Auch dann noch, wenn der sicher erfahrene Direx ihnen vermeintliche Aussagen unter " Was ... von sich gibt" in den Mund legt.
Beim Lesen des Buches geschieht Merkwürdiges
"Wir machen heute mal keine Mathematik, sondern Geometrie. Wir haben keine weiße Kreide mehr. Ist doch wurscht. Dann schreib ich eben mit diesem hübschen Babyrosa weiter. Ein Mensch ist auch nur ein Mensch", steht dann da und man fragt sich, ja und...? Was denn jetzt ? Soll das lustig sein oder traurig? Was hilft es solche Worthülsen zu lesen? Und reden tatsächlich nur Lehrer und Lehrerinnen so hohl daher?
Nein, wahrlich nicht. Und so geschieht Merkwürdiges: Man versöhnt sich innerlich mit seinen eigenen Lehrer und Lehrerinnen. Verzeiht ihnen, denn so schablonenhaft wie sie hier beschrieben werden, waren selbst die unfähigsten unter ihnen nicht. Lachen muss man eigentlich nur an den Stellen, an denen Herr Knoll über seinen eigenen Berufsstand schreibt, den des Schulleiters. Dann, wenn klar wird, dass der beste Lehrer der ist, der dem Direktor möglichst wenig Arbeit macht. Das ist so herrlich ironisch, nebensächlich und treffend beschrieben, dass man sich wünscht, Ulrich Knoll hätte genau darüber geschrieben und alle anderen verschont. Aber wer weiß, vielleicht kommt das Direktorenhasser-Buch ja zum nächsten Jahr. Zu hoffen wäre es.

Ulrich Knoll: "33 Lehrer, mit denen Ihr Kind rechnen muss - Typen, Tipps & Tücken - Das Buch für eine glückliche Schulzeit"
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2015
288 Seiten, 9,99 EUR

In unserer Rubrik "Aus den Listen" besprechen wir jeden Donnerstag einen Titel der "Spiegel"-Bestsellerliste.

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