Leben am Strand

Ein wenig Stoff muss sein

Strandleben an der Copacabana
Strandleben an der Copacabana © dpa / Rika
Von Julio Segador · 19.11.2014
Es gibt wohl wenig große Strände auf dieser Welt, wo Mann und Frau so wenig Stoff brauchen wie an der Copacabana in Rio de Janeiro. Und zwar vom Stoff, der die Haut bedeckt. Und doch gibt es auch dort Grenzen der Freizügigkeit.
Die Copacabana in Rio de Janeiro, wahrscheinlich der berühmteste Strand der Welt. Eine perfekt geschwungene Bucht, mit feinem Sand, türkisblauem Wasser und einem unbegrenzten Blick auf den Atlantik. Dreißig Kilometer Strand gibt es in Rio, und am Strand ist immer etwas los. 365 Tage im Jahr tummeln sich hier die Cariocas, die Einwohner von Rio de Janeiro, so wie Sabrina, die in Ipanema wohnt und den Tag am Strand ausklingen lässt:
"Der Strand bedeutet für einen Carioca alles. Er ist so etwas wie der Garten des eigenen Hauses. Hier verabredet man sich mit Freunden. Der Strand ist also wie ein Ort der Begegnungen, wo man sich mit Menschen aus allen sozialen Schichten anfreunden kann."
Wer Einsamkeit sucht, sollte woanders hingehen, meinte Marcello, durchtrainiert, braungebrannt und glänzend vom gerade aufgetragenen Sonnenöl:
"Das ist der Ort in Brasilien mit der höchsten Bevölkerungsdichte pro Quadratkilometer. Man trifft hier Sikhs, Türken, Amerikaner und auch Deutsche."
Man trifft die ganze Welt und die ganze Welt kommt zur Copacabana. Die Copacabana gilt als Symbol für Toleranz und Gleichheit der Menschen. Viele sagen sogar, der Strand ist der demokratischste Ort Brasiliens.
"Natürlich gibt es am Strand bestimmte Abschnitte, wo sich eher reiche Leute aufhalten, aber niemand wird davon abgehalten, auch an diesen Strandabschnitt zu gehen. Deshalb ist der Strand demokratisch. Man weiß in der Regel nicht, ob der andere reich oder arm ist. Man ist hier um sich zu amüsieren, um die Natur zu genießen und um Leute kennen zu lernen."
Doch die Toleranz, die vielgepriesene Demokratie hat auch an der Copacabana ihre Grenzen. 'Oben ohne' ist verpönt und es ist sogar verboten; nach einem Gesetz aus dem Jahr 1940 bedeutet das nämlich Erregung öffentlichen Ärgernisses und kann mit Gefängnis bis zu einem Jahr geahndet werden. Die Bikinis sind zwar so knapp geschnitten, dass sie oft nicht den Namen verdienen.
Aber ein wenig Stoff muss sein.
Strandschönheiten wie diese sind an der Copacabana keine Seltenheit.,
Strandschönheiten wie diese sind an der Copacabana keine Seltenheit.,© dpa / Wolfgang Kumm
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