"Leb wohl meine Königin"

Gesehen von Jörg Taszman · 30.05.2012
Während in Paris im Jahr 1789 die Menschen auf die Barrikaden gehen, bewegt Königin Marie Antoinette in Versailles ihr Liebesleben. Die Revolution erscheint innerhalb des Schlosses fast surreal. Der französische Historienfilm eröffnete die diesjährige Berlinale.
Der 14.7. 1789. Im fernen Paris tobt die Revolution. Im Schloss von Versailles herrscht noch der Alltag. Die junge Sidonie la Borde liest ihrer Königin Marie Antoinette vor, die seltsam abwesend und aufgewühlt erscheint. Aber während das Volk von Paris bereits ihren Kopf fordert, hat die schwer verliebte Marie Antoinette nur persönliche Sorgen.

Die Deutsche Diane Kruger spielt Marie Antoinette als eine kapriziöse, verletzliche, arrogante und weltfremde Frau. Die Originalität dieser Geschichte liegt genau darin, dass die Revolution als äußere Bedrohung innerhalb des Schlosses fast surreal erscheint. Regisseur Benoit Jacquot zeigt also keinen Klassenkampf zwischen Volk und Monarchie, sondern wie innerhalb der Schlossmauern Hierarchien funktionieren. Marie Antoinette ist eine tragisch Liebende. Ihre Vorleserin Sidonie eine Beobachterin des Zerfalls. Lea Seydoux ist in dieser Hauptrolle eine Idealbesetzung.

"Lebwohl meine Königin" ist so ein ganz anderer Kostüm- oder Revolutionsfilm, eine kühle Studie über Verlangen und Verrat, Begierden und Begehrlichkeiten. Und wie so oft bei Benoit Jacquot, ist der Film vor allem eine Frauenstudie.

Frankreich 2012, Regie: Benoit Jacquot, Hauptdarstellerinnen: Léa Seydoux, Diane Kruger, Virginie Ledoyen, ab 6 Jahre

Filmhomepage "Leb wohl meine Königin"

Links bei dradio.de:

Panik in Versailles
Benoît Jacquot über seinen Berlinale-Eröffnungsfilm "Les adieux à la Reine" *
Mehr zum Thema