Künstlerkolonie Worpswede

Ein Ort zwischen Mythos und Gegenwart

154:00 Minuten
Rote Backsteingebäude in der  Künstlerkolonie Worpswede von grünen Bäumen umgeben, vor blauem, fast wolkenlosem Himmel.
Frauenfiguren der Bildhauerin Annegret Kon vor dem Kaffee Worpswede in der Künstlerkolonie Worpswede. © imago / epd
Von Berit Hempel · 11.02.2023
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Worpswede, ein kleines Dorf bei Bremen: Zwischen Wiesen, Mooren und Bächen finden bildende Künstler hier Ende des 19. Jahrhunderts einen Ort der Kreativität und des intellektuellen Austauschs. Bis heute zieht diese Künstlerkolonie viele Besucher an.
Die Künstlerkolonie dient den Künstlern als idealisierte Gegenwelt zu verschulten Akademien und zunehmender Industrialisierung. Der Maler Fritz Mackensen widmet sich in seinen Gemälden den Bauern der Gegend, unterrichtet Paula (Modersohn-)Becker und Clara (Rilke-)Westhoff, die voller Übermut die Kirchenglocken läuten.
Der Jugendstilkünstler Heinrich Vogeler schafft sich auf seinem Barkenhoff eine bis ins Detail durchgestaltete Lebenswelt, von märchenhaften Illustrationen über das Reformkleid der Ehefrau bis zur hauseigenen Gabel. Doch auf Utopien folgen Ernüchterungen und getrennte Lebenswege. Der Gründer der Künstlerkolonie, Fritz Mackensen, wird in den 30er-Jahren örtlicher Vertrauensmann der Reichskulturkammer des NS-Regimes, kommt auf die Führerliste und gehört somit zu den 100 wichtigsten deutschen Künstlern. Der Visionär Heinrich Vogeler geht als Kommunist nach Russland, gerät in den 40er-Jahren auf die Fahndungsliste der SS und verhungert elendig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg suchen auch die Künstler in Worpswede nach einem Neuanfang. Der Einfluss der ersten Künstlergeneration ist bis heute spürbar. Sie legte den Grundstein für ein kulturelles Leben, das bis heute viele Besucher anzieht.

Diese Sendung wurde am 16. November 2016 erstmals ausgestrahlt.

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