Kuttel Daddeldu in Uniform

Von Günter Beyer · 05.08.2008
Die Abenteuer des Seemanns Kuttel Daddeldu sind legendär: Am Ende seiner Sauftour durch das Bordellviertel am Hafen, nach handfesten Auseinandersetzungen mit Steuermann und Polizei findet er sich frühmorgens elend "zwischen Nasenbluten und pomm de Schwall" auf der Pier wieder.
Kuttel Daddeldu ist die wohl bekannteste Figur von Joachim Ringelnatz, der vor 125 Jahren im seefernen Sachsen als Hans Bötticher geboren wurde. Bötticher selbst hatte seine frühen Jahre bei der christlichen Seefahrt verbracht. Mit Kriegsausbruch 1914 meldete er sich freiwillig zur kaiserlichen Marine. Mehrere Jahre war er in Cuxhaven an der Elbmündung stationiert. Er mochte die Garnisonsstadt nicht, die ihm "gipsern, starr und unerträglich langweilig vorkam". Über die leidvoll abgerissene Kommiss-Zeit veröffentlichte er 1928 das Buch "Als Mariner im Krieg".

Günter Beyer hat sich auf Spurensuche an der Elbmündung begeben und etliche Örtlichkeiten gefunden, an denen Ringelnatz seine leidvoll-groteske Militärkarriere durchlief: seine Kaserne, sein Logierhaus, seine Maschinengewehr-Stellung, wo Ringelnatz sich allerdings meist mit seinem selbstgebastelten Terrarium beschäftigte und Radieschen züchtete. Sogar der Kommandeurs-Dampfer "Schaarhörn", auf dem der zum Leutnant aufgestiegene Schriftsteller zum Rapport antreten musste, ist noch seetüchtig.

Cuxhaven hat sich inzwischen zu einem kleinen Ringelnatz-Zentrum entwickelt - mit einer Ringelnatz-Gesellschaft, die einen Ringelnatz-Preis an geistesverwandte Dichter und Vortragskünstler verleiht, einem Ringelnatz-Museum und sogar einer Ringelnatz-Kneipe.

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