Kurznachrichtendienst Twitter

Wenn weniger mehr ist

Ein Gadget mit dem Logo des Kurznachrichtendienstes Twitter Deutschland auf einem Besprechungstisch mit eingraviertem Zeichen Hashtag.
Hat den Hashtag berühmt gemacht: der Kurznachrichtendienst Twitter © dpa/picture-alliance/Christian Charisius
Von Falk Steiner · 06.01.2016
Twitter überlegt, das Limit für die Länge eines einzelnen Beitrages von 140 auf 10.000 Zeichen anzuheben. Das würde den Charakter nachhaltig verändern – vor allem zum Schlechten.
"Fasse Dich kurz!" forderte einst die Bundespost von ihren Kunden. Kurz, das ist das Markenzeichen von Twitter, seitdem es existiert. 140 Zeichen, dann ist Schluss. Kein Platz für Schwurbeleien, kein Platz für Bundestagsreden. Nun heißt es, Twitter würde das Limit auf 10.000 Zeichen anheben wollen. 10.000 Zeichen, das sind drei sportlich eng beschriebene DIN-A4-Seiten. Die Redezeit der kleinen Bundestagsfraktionen in einer aktuellen Stunde passt dort schon fast hinein. Und wer will das wirklich lesen?

Es lebe die Verkürzung

Ja, es gibt Themen, für die 140 Zeichen zu kurz sind. Doch Twitter ist Verkürzung, Verknappung, Verdichtung, teils dadurch auch mal entstellend. Doch wer mehr sagen will, wer meint, wirklich mehr zu sagen zu haben, muss dies an einem anderen Ort im Netz tun – und kann per Twitter darauf hinweisen. Verlinkung, und das wird viel zu oft schon vergessen, ist das Wesen des Netzes. Nicht alles muss an einem Ort in aller Ausführlichkeit ausgebreitet sein – das hat schon Facebook nicht gut getan und Google Plus kaum benutzbar gemacht.
Ein Tweet zu einem Artikel, der zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, einer gegenteiligen Meinung, einem Film, Audio oder einem Bild führt, das alles macht das Netz stark – unabhängig von der Frage, wie stark die Firma Twitter dasteht. Die Fehler der anderen zu wiederholen, dürfte dem kleinen der großen Social Media-Anbieter seinen Charakter und damit auch die Zukunft nehmen.

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