Kurzkritik: "Blockbustaz"

Eine Sitcom ohne Witz

Der deutsche Rapper und Schauspieler Ferris MC
Der deutsche Rapper und Schauspieler Ferris MC © picture alliance / dpa / ritta Pedersen
Von Mike Herbstreuth · 22.03.2016
Der Rapper Eko Fresh, Deichkind-Mitglied Ferris MC und die Youtuberin Joyce Ilg: Sie sind Teil der neuen Sitcom "Blockbustaz" im ZDF. Mike Herbstreuth hat sich angeschaut, ob die Sitcom mehr zu bieten hat als einen prominenten Cast.
Die Serie "Blockbustaz" hakt fast alle Kästchen auf dem Standard-Fragebogen für Sitcoms ab:
Hat die von Eko Fresh mit gutem Timing gespielte Hauptfigur Sol Berger eine Catchphrase?
"Dies, das"
Abgehakt. Treffen sich die Charaktere regelmäßig in einer Kneipe? Die Kneipe ist hier zwar auch gleichzeitig Pizzeria, aber das zählt.
Und gibt es einen Running Gag? Auch hier kann man "ja" ankreuzen. Denn jeder Bewohner des Plattenbaus am Kölner Stadtrand, in dem "Blockbustaz" spielt, schwärmt von einem Neuankömmling im Viertel, und zwar immer mit dem Zusatz:
"Und Yoga macht er auch!"
Das Einzige, was die selbsterklärte Sitcom "Blockbustaz" von den meisten anderen Sitcoms unterscheidet: Sie ist nicht wirklich lustig. Wenn Sol zum Beispiel ein Büschel Haare aus der verstopften Toilette seiner Mutter zieht.

"Blockbustaz" allesamt zu klischeehaft

"Kannst Du nicht zum Friseur gehen wie jeder andere Mensch auch?"
"Wer geht denn bitte für eine Intimrasur zum Friseur?"
"Iiiiiih!"
Auf dieser Witzehöhe stolpert man in den sechs Folgen "Blockbustaz" mit Eko Freshs schluffigem Loser Sol Berger von einer mäßig lustigen Katastrophe in die nächste. Sols klammer Schwiegervater verpfändet in der Kneipe seinen kleinen Sohn für Alkohol, Sol muss auf den Kampfhund eines Gangsters aufpassen, Sol wird während seiner Fahrschulprüfung unfreiwillig zum Fluchtwagenfahrer.
Man könnte es unter Etikettenschwindel verbuchen. Keine Sitcom, stattdessen eine überspitzte Milieustudie mit Dramaelementen. Doch dafür sind die "Blockbustaz" allesamt zu klischeehaft.
Es gibt den Gangster des Viertels, den türkischen Hausmeister und Patriarchen, oder auch die Nazi-Oma von nebenan.
Das größte Problem ist allerdings die Hauptfigur Sol.
Episode 1: Sol verspricht seiner Freundin Jessica, ihren kleinen Bruder aus dem Ikea-Bällebad abzuholen, vergisst es aber. Jesssica entschuldigt sich am Ende der Episode, dass sie deswegen auf ihn sauer war.
"Es tut mir voll leid!
"Schon okay!"

Zielgruppe: Quengelige egozentrische Jugendliche

Episode 4: Sol hasst den neuen Freund seiner Mutter, die wieder nach langer Zeit wieder glücklich verliebt ist.
Episode 6: Sol verhindert, dass Jessica, die sich für ihn und ihre Familie kaputt schuftet, einen besseren Job bekommt. Er ist nämlich eifersüchtig auf ihren potenziellen neuen Chef.
Dass die Hauptfigur von "Blockbustaz" insgesamt relativ unsympathisch ist - auch darüber könnte man noch hinwegsehen. Antihelden wie Walter White, Hank Moody oder auch Bernd Stromberg haben im Fernsehen seit Jahren Hochkonjunktur. Aber egal wie unausstehlich diese Figuren auch sind – man kann sich trotz ihrer Schwächen und Fehler immer auf einer Ebene mit ihnen identifizieren und will wissen, wie es für sie weitergeht.
Wer sich über den Verlauf der sechs Folgen "Blockbustaz" mit Sol Berger identifizieren soll, ist nicht so recht klar. Eigentlich bleibt nur die Zielgruppe "Quengelige, egozentrische Jugendliche in der schlimmsten Phase der Pubertät".
Und so sitzt man am Ende der Staffel da, nachdem für Sol so ziemlich alles den Bach runtergegangen ist, zuckt höchstens kurz mit den Schultern und wünscht sich für eine potenzielle zweite Staffel mehr Gastauftritte. Denn die kurzen Auftritte von Jürgen Drews als überzeichneter Jürgen Drews, Moritz Bleibtreu als Gangsterrapper Alphatier, Filmpreis-Gewinner Frederick Lau als überdrehter Undercover-Polizist oder Hans Sarpei als weiser Fitness-Coach - die sind wirklich gelungen.
Mehr zum Thema