Kurz und kritisch

Die glänzenden Geschäfte der Mächtigen

Deutsches Zentrum des Geldes: das Frankfurter Bankenviertel
Deutsches Zentrum des Geldes: das Frankfurter Bankenviertel © dpa / picture-alliance / Arne Dedert
02.08.2014
Kritik am Neoliberalismus, neue Kundschaft der Steueroase Schweiz und antidemokratische Banken - drei Bücher über die dunklen Seiten des Geldes.
Was ist der beste Weg, einen guten Kritiker zu finden? Man suche sich keinen Feind, sondern einen Freund, der in der Lage ist, das Geliebte so zu drehen und zu wenden, dass es danach zwar nicht schlecht, aber auf jeden Fall nicht mehr gut genug ist.
Cover: Colin Crouch "Markt und Moral. Im Gespräch mit Peter Engelmann"
Cover: Colin Crouch "Markt und Moral. Im Gespräch mit Peter Engelmann"© Passagen Verlag
Der liberale britische Soziologe und Politikwissenschaftler Colin Crouch darf dementsprechend als idealer Kritiker des Neoliberalismus gelten. Denn unter den Totalitarismen der Welt ist Crouch zufolge zwar der Neoliberalismus eindeutig vorzuziehen. Den freien Markt und den freien Menschen verteidigt er jedoch gegen neoliberale Monopole ebenso wie gegen faschistische oder kommunistische Diktaturen.
Und er sieht diese Freiheiten nur dann dauerhaft gewährt, wenn der Staat ihre Bedrohungen auch sanktioniert. Dafür sorgen, so hofft Crouch, nicht zuletzt die sozialen Bewegungen, die sich der Macht der allzu Mächtigen widersetzen. Im Gespräch mit seinem Verleger Peter Engelmann erweist sich Crouch einmal mehr als der beste Kritiker, den der Neoliberalismus zu bieten hat.

Colin Crouch: Markt und Moral. Im Gespräch mit Peter Engelmann
Passagen Verlag, März 2014
136 Seiten, 15,90 Euro

Die arme Schweiz: Von den USA und der Europäischen Union wird sie verfolgt und gejagt – doch Amerikaner wie Europäer wollen nur vom eigenen Versagen in Sachen Steuerpolitik ablenken.
Cover: Monica Fahmy "Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld. Finanz-Oase Schweiz – ein Hintergrundbericht"
Monica Fahmy "Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld. Finanz-Oase Schweiz – ein Hintergrundbericht"© Orell-Füssli-Verlag
Was die Schweizer Journalistin Monica Fahmy in ihrem Buch "Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld" schreibt, dürfte manch deutschen Leser verblüffen. So erfahren wir, dass zwar etliche Schweizer Banker ihre Sorgfaltspflichten eklatant missachtet haben. Aber auch, dass die armen Kerle den gewieften Geldwäschern nunmal unterlegen sind, jenen Steuerhinterziehern und Kriminellen aller Länder, die ihr Schwarzgeld in die Schweiz schaffen. Das schmutzige Geld will einfach nicht fortbleiben, trotz aller Bemühungen, trotz neuer Vorschriften und strenger Gesetze.
Der Perspektivwechsel ist erhellend. Und die Prognose fröhlich: Zwar flössen die unversteuerten Gelder aus der Europäischen Union längst nicht mehr so kräftig wie bislang. Dafür aber komme nun immer mehr Geld aus Asien und aus den arabischen Ländern. Die Schweiz werde deshalb weiterhin das größte Offshore-Zentrum der Welt bleiben. Na das ist ja nochmal gut gegangen.

Monica Fahmy: Das saubere Geschäft mit dem dreckigen Geld. Finanz-Oase Schweiz – ein Hintergrundbericht
Orell-Füssli-Verlag, 2014
224 Seiten, 21,95 Euro (als Ebook 17,99 Euro)

Ein goldbraun verglaster Büroturm in der Nähe des Baseler Bahnhofes, 18 Stockwerke hoch, kreisrund. Dieser Büroturm beherbergt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, kurz BIZ, laut Adam LeBor das Machtzentrum der Welt.
Cover: Adam Lebor "Der Turm zu Basel. BIZ – Die Bank der Banken und ihre dunkle Geschichte"
Adam Lebor "Der Turm zu Basel. BIZ – Die Bank der Banken und ihre dunkle Geschichte"© Rotpunkt Verlag
Jedenfalls: eine internationale Organisation mit eigenem Rechtsstatus mitten in der Schweiz. Eine Bank, deren Angestellte ähnliche Privilegien genießen wie Diplomaten, die keine Lohnsteuer zahlen, die lebenslange Immunität genießen für alles, was sie während der Arbeit tun. Die BIZ selbst, schreibt der britische Journalist LeBor, muss kaum jemandem Rechenschaft ablegen, ist nicht demokratisch legitimiert – und war doch stets dabei, wenn sich Geld machen ließ: von der Finanzierung des Holocaust bis zur Erfindung des Euro.
LeBor brandmarkt die BIZ als "undurchsichtige, elitäre, antidemokratische und unzeitgemäße Institution." Man muss seinen Bewertungen nicht in allen Details zustimmen. Doch man sollte alle Details lesen in diesem gründlich recherchierten Buch über die fragwürdige Geschichte einer fragwürdigen Organisation.

Adam Lebor: Der Turm zu Basel. BIZ – Die Bank der Banken und ihre dunkle Geschichte
Rotpunkt Verlag, August 2014
343 Seiten, 29,90 Euro