Kurt Weill Fest Dessau

Sodom und Gomorrha der Neuzeit

HK Gruber beim Dirigieren
Der Dirigent HK Gruber © dpa / picture alliance / epa Keystone Urs Flueeler
27.04.2016
"Weill trifft Krenek" war das Programm überschrieben, das HK Gruber und das Ensemble Modern Orchestra beim Kurt Weill Fest Dessau präsentierten. Mit dabei auch die famose Sängerin Ute Gfrerer.
Die Festspielausgabe 2016 spannt die Musik des Namenspatrons Kurt Weill und die des Zeitgenossen Ernst Krenek als musikalische Hauptthemen zusammen – sie waren zwei Musik-Weltbürger, die in ihren Werken regelmäßig die Vitalität der Großstadt musikalisierten.
Es sind die 1920er Jahre, es ist eigentlich die Großstadt Berlin, die für beide Komponisten die Herausforderung bildet – das Programm HK Grubers und des Ensemble Modern Orchestra könnte man mit "Sinfonie der Großstadt" überschreiben, schon, weil sich beim Hören die Bilder des legendären Films von Walther Ruttmann einstellen. Kurt Weills "Kleine Dreigroschenmusik" ist eine Milieustudie, das "Mahagonny-Songspiel" zeigt uns die Stadt als Sündenpfuhl – als Sinnbild für Ausbeutung und Ausschweifung – als Sodom und Gomorrha der Neuzeit. Alle Menschen warnen vor diesem Sodom, doch jeder will dorthin: Die größte Sünde in der imaginierten Stadt Mahogonny ist es, kein Geld zu haben. Wenn Prostituierte und die schöne Jenny Richtung Stadt marschieren, könnten sie gut und gerne die drei Lustigen Märsche von Ernst Krenek pfeifen - und Kreneks Sinfonie könnte als Abgesang auf die piefige Bürgermoral gespielt werden.
Kurt Weill Fest
Marienkirche Dessau
Aufzeichnung vom 5. März 2016
Kurt Weill
"Kleine Dreigroschenmusik" für Blasorchester
Ernst Krenek
Sinfonie für Blasinstrumente und Schlagwerk op. 34
Drei lustige Märsche für Blasorchester op. 44
Kurt Weill
"Mahagonny. Ein Songspiel"
Jessi - Ute Gfrerer
Bessi - Winnie Böwe
Amarcord Vokalquartett
Ensemble Modern Orchestra
Leitung: HK Gruber