Kurden-Konflikt

"Ein Vabanque-Spiel"

Kurden protestieren am 27.07.2015 in Paris gegen die Luftangriffe der türkischen Regierung auf Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK
Kurden protestieren in Paris gegen die Luftangriffe der türkischen Regierung (im Sommer 2015). © picture alliance / dpa / Ian Langsdon
22.12.2015
Im Konflikt mit der Türkei und in Syrien suchen die Kurden die Annäherung an Russland. Keine gute Idee, sagt Kristian Brakel, der das Istanbul-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung leitet. Denn so könnten die Kurden andere wichtige Verbündete abschrecken. Und stünden in der Türkei als Vaterlandsverräter da.
Kristian Brakel, Leiter des Istanbul-Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, sieht die Kurden im aktuellen Konflikt mit der Türkei in einer schwierigen Situation.
Im Deutschlandradio Kultur sagte Brakel, der derzeitige Annährungsversuch der Kurdenpartei HDP Richtung Russland sei "ein Vabanque-Spiel, das sehr risikoreich ist für die Kurden". Denn diese spiele den Türken in die Hände, die stets erklärten, die Kurden seien Vaterlandsverräter, die dem türkischen Staat Übles wollten. Und dies komme auch in der türkischen Bevölkerung schlecht an.
Schwierig an dieser Annäherung sei vor allem die unterschiedliche Interessenlage in Syrien:
"Das wird für die Kurden über kurz oder lang nur sehr viel riskanter werden und wird sie dazu von den Amerikanern und Europäern entfernen, die sich ja im Syrienkonflikt auch nicht gerade pro-russisch aufgestellt haben. Es sind Verbündete, die im nachhinein vermutlich wesentlich sinnvoller langfristig für die Kurden sind, als das, was Russland ihnen bieten kann."
Insgesamt sei aus dem zunächst regionalen Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden längst ein internationale Angelegenheit geworden – spätestens seit die Kurden in Syrien eigene Interessen verfolgten.
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