Kunstprojekt in Hamburg

Wenn Flüchtlinge an der virtuellen Hochschule unterrichten

Die pakistanischen Schüler Ali Kamran (l) und Ali Rafagat nehmen am 13.05.2014 im Berufsschulzentrum in Miesbach (Bayern) am Unterricht teil. Zwei Jahre lernen hier Flüchtlinge aus der ganzen Welt gemeinsam.
Das akademischer Wissen vieler Flüchtlinge bleibt in Deutschland meist ungenutzt. © dpa / picture-alliance / Nicolas Armer
Moderation: Max Opel · 05.12.2014
Flüchtlinge mit akademischem Hintergrund müssen sich bei uns oft mit Putz- oder Küchenjobs herumschlagen. Mit dem Projekt "Silent University" soll sich das ändern. An einer virtuellen Hochschule können sie Vorlesungen geben - und damit Geld verdienen.
Vielen Flüchtlingen, die in ihrer Heimat eine Hochschulausbildung genossen haben, bleibt oft nichts anderes übrig, als sich als Schwarzarbeiter in schlecht bezahlten Putz- oder Küchenjobs zu verdingen. Denn aufgrund ihres Aufenthaltsstatus' dürfen sie keiner anspruchsvolleren legalen Tätigkeit nachgehen.
Doch einige von ihnen können jetzt auch in Deutschland an einer virtuellen Hochschule unterrichten, einer sogenannte "Silent University". Dabei werden sie gemäß den an Universitäten üblichen Honorarsätzen bezahlt. In London und Stockholm gibt es schon "Silent Universities", mit Vorlesungen über arabische Kalligrafie oder über das Erziehungssystem der Uiguren, Kurse in Buchhaltung und Unternehmensführung.
Eine Plattform für den Wissensaustausch
Nun hat auch Hamburg eine solche virtuelle Hochschule, an der gut ausgebildete Flüchtlinge aus aller Welt ihr Wissen einbringen können. Die "Silent University" der Hansestadt versteht sich als Plattform zum Wissensaustausch. Seit September 2014 erarbeiten deren Dozentinnen und Dozenten Möglichkeiten, wie akademisches Wissen, das im Kontext von Flucht, Asyl und Einwanderung keinen Raum mehr hat, wieder angewandt werden kann.
Radiojournalist Dirk Schneider hat sich die "Silent University", die offiziell als Kunstprojekt über die Stadtkuratorin der Hansestadt gefördert wird, angeschaut. Sein Fazit: "So ein Projekt wird in einem Kunstrahmen anders wahrgenommen, als wenn es vielleicht von einem Flüchtlingsrat oder von einer linken politischen Initiative organisiert wird. Es hat als Kunst deklariert einfach einen ganz anderen Wirkungsgrad." Es erreiche andere Menschen, bekomme mehr Mittel und werde möglicherweise auch ernster genommen.