Kunsthändler zum Kulturgutschutzgesetz

"Wir sind entsetzt und überrascht"

Die Gemälde "Drei Freunde V" (links) und "Das Idol" des Malers und Bildhauers Georg Baselitz hängen im Albertinum in Dresden.
Der Maler Georg Baselitz setzt seinen Protest gegen das Gesetz öffentlich in Szene. Hier seine Gemälde "Drei Freunde V" (links) und "Das Idol" im Albertinum in Dresden. © dpa / picture alliance / Arno Burgi
Karl-Sax Feddersen im Gespräch mit Elena Gorgis · 20.07.2015
Der Entwurf für ein Kulturgutschutzgesetz schlägt hohe Wellen. Der Justiziar des Kunsthauses Lempertz, Karl-Sax Feddersen, spricht von Theaterdonner und überspannten Sorgfaltspflichten für den Kunsthandel.
Der Protest von Georg Baselitz (77) gegen das geplante neue Kulturgutschutzgesetz des Bundes hat weitere Konsequenzen: Drei Tage nach dem Dresdner Albertinum haben auch die Pinakothek der Moderne in München und die Chemnitzer Kunstsammlungen Leihgaben des Malers und Bildhauers aus ihren Ausstellung genommen.
"Das ist sicherlich auch so ein bisschen der Theaterdonner eines großen Künstlers, der sich da sehr wirksam in Szene gesetzt hat",
sagte Karl-Sax Feddersen, Justiziar des Kunsthauses Lempertz und Vorstand des Kunsthändlerverbandes, im Deutschlandradio Kultur. Dennoch zeige die Reaktion, wie verunsichert viele in der deutschen Kunstszene durch die Diskussion und das Gesetz aktuell seien.
Massive Kritik gegen Grütters' Pläne
Grütters' Pläne zum Schutz von Kulturgütern waren auf massive Kritik von Galeristen, Kunsthändlern und Sammlern gestoßten. Das Gesetz würde den deutschen Kunsthandel und den musealen Leihverkehr restriktiv kontrollieren und behindern, meinen sie.
"Da geht es einerseits um Ausfuhrgenehmigungen auch ins europäische Ausland, es geht um strengere Bestimmungen für die Einfuhr von Kulturgut und es geht - das ist ein sehr wichtiger Punkt - um die Anwendung von Sorgfaltspflichten im Handel, die teilweise so überspannt sind, dass man sie einfach nicht einhalten wird können."
Eine lückenlose Provenienz-Angabe, wie vom Kunsthandel verlangt, wird dieser aber gar nicht leisten können.
"Hier herrscht kein Wildwuchs"
Die Kunstbranche ist eine der am wenigsten regulierten Sparten in der Wirtschaft. Gleichwohl sieht Karl-Sax Feddersen schon jetzt genügend staatliche Kontrollen.
"Zu behaupten, dass hier Wildwuchs herrsche, ist glaube ich verfehlt."
Die Kunsthändlerverbände seien in der Vorbereitung des Gesetzentwurfs erst sehr spät eingebunden worden, so Feddersen, und ihnen sei lediglich ein Eckpunktepapier vorgelegt worden:
"Erst mit dem Durchreichen dieses Gesetzentwurfs wissen wir wirklich, was da geplant ist, und sind, in der Tat, einigermaßen entsetzt und überrascht."

Das vollständige Gespräch mit Karl-Sax Feddersen hören Sie in der Sendung Fazit ab 23.05 Uhr.
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