Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main

Von Leuchttürmen und Kirchtürmen

Blümchen und ein Ansteck-Button der Aktion "Impuls-Romantik" des Kulturfonds RheinMain liegen am Donnerstag (22.03.2012) auf einer Pressekonferenz des Kulturfonds in Frankfurt am Main.
Ansteck-Button der Aktion "Impuls-Romantik" des Kulturfonds RheinMain © picture alliance / dpa / Boris Roessler
Von Ludger Fittkau · 04.08.2015
Um kulturellen Lastenausgleich zwischen Städten, Landkreisen und dem Land Hessen ging es bei der Gründung des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main vor acht Jahren. 40 Millionen Euro flossen in rund 240 Projekte. Doch nun stellen Kommunen die Solidargemeinschaft infrage – eine Rückkehr des Kirchturmdenkens?
Bei Kulturpolitik über den eigenen Kirchturm hinaus denken. Großzügig auch mal Geld geben für ein Kunstprojekt nicht nur innerhalb der eigenen Stadtgrenzen, sondern im Nachbarort. Damit kulturpolitische Solidarität zeigen in einer Region, in der wie in vielen anderen Ballungsräumen das Umland stark von den Kulturleistungen der Städte profitiert, aber nicht dafür zahlt. Dieser kulturelle Lastenausgleich war vor acht Jahren einer der Gründungsgedanken des "Kulturfonds Frankfurt RheinMain". Jochen Partsch, grüner Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt und Kulturausschussvorsitzender des Fonds:
"Dass Bedeutsame daran ist, dass sich jenseits der bisherigen Förderstrukturen sich erstmalig Städte, Landkreise und eben auch das Land Hessen zusammengefunden haben im Jahr 2007 in der Region Frankfurt Rhein-Main und gesagt haben: Wir wollen erstens exzellente Projekte der Kultur aus unserer Region aus Rhein-Main zeigen und wir wollen das damit verbinden, unsere Region weiter zu entwickeln mit dem Identifikationspunkt Kultur."
Sparzwänge als Hürde
Rund 40 Millionen Euro konnte der Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main in den letzten Jahren zusätzlich für rund 240 Kulturprojekte zur Verfügung stellen. Doch nun zweifeln einzelne Kommunen, die bisher Gesellschafter des Fonds waren, ob sie sich langfristig noch beteiligen wollen. Die Gründe: Zum einen Sparzwänge etwa im Falle der Stadt Wiesbaden. Zum anderen: Viele "Leuchtturmprojekte" des Fonds wie etwa die Schwerpunkte "Gesamtkunstwerk Expressionismus" oder "Impuls Romantik" mit insgesamt rund einer halben Million Besuchern fanden bisher fast ausschließlich in den Großstädten der Rhein-Main-Region statt. Die kleineren Kommunen fühlen sich benachteiligt, stellt Jochen Partsch fest:
"Es gab da insbesondere vom Main-Taunus-Kreis, insbesondere vom Landrat des Main-Taunus-Kreises da auch die Aufforderung zu diskutieren, wie kann es künftig ausgestaltet werden und wie können wir da künftig weiter zusammenarbeiten. Ich kann nur appellieren, dass der Kulturfonds nur funktioniert, wenn wir wirklich diese regionale Gemeinsamkeit sehen. Und auch sehen, dass natürlich jeder Landkreis oder auch Bewohner aus den ländlichen Gegenden der Region Frankfurt Rhein-Main natürlich auch profitieren von den Angeboten in den Städten."
Gegenwart aufgreifen
Diese Angebote des Kulturfonds werden in Zukunft noch deutlich politischer werden. Denn das nächste der bundesweit gut sichtbaren, sogenannten "temporären Schwerpunktthemen" heißt "Transit". Dabei wird es auch um Flüchtlingsbewegungen gehen, so der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch, der auch Kulturdezernent seiner Stadt ist:
"Es gibt Projekte, die sich unter dem Titel 'Asyl der kommenden Gesellschaft' sich mit einem ganz akuten und bedrückenden und was Europas Haltung angeht, sehr, sehr schwierigen Thema auseinandersetzen. Und 'Transit' ist natürlich aus meiner Sicht nach 'Impuls Romantik' natürlich ein Förderschwerpunkt, der Gegenwart und Zukunft viel stärker aufgreift."
Jetzt geht es dem führenden grünen Kulturpolitiker der Rhein-Main-Region aber erst einmal darum, dass der bisher so erfolgreiche Kulturfonds auch zusammenbleibt. Jochen Partsch befürchtet die Rückkehr des Kirchturmdenkens in Sachen Kulturpolitik von der Peripherie der Region her – gleichzeitig aber eben auch durch die klammen Kassen einiger Nachbar-Gemeinden.
"Ich glaube, dass Kunst und Kultur auch in einer ganz besonderen Weise Frankfurt-Rhein-Main ausmacht. Und deswegen ist es aus meiner Sicht ganz wichtig, dass der Kulturfonds sich weiterentwickelt. Dass er stark bleibt, weil er seine Partner behält und wir an diesem Gedanken Exzellenz mit regionaler Förderung zu verbinden, weiterarbeiten."
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