Künstlerkolonie Worpswede im Roman

"Rilke war ein notgeiler Schürzenjäger"

Die Aufnahme vom 23.05.2012 zeigt das vom Jugenstil-Künstler Heinrich Vogeler gestaltete Gesamtkunstwerk Barkenhoff in Worpswede (Kreis Osterholz). Der einstige Treffpunkt der Worpsweder Künstlergemeinschaft ist hier in seinem restaurierten Zustand zu sehen.
Der einstige Treffpunkt der Worpsweder Künstlergemeinschaft: das vom Jugenstil-Künstler Heinrich Vogeler gestaltete Gesamtkunstwerk Barkenhoff © Ingo Wagner /dpa
Klaus Modick im Gespräch mit Andrea Gerk · 12.02.2015
Heinrich Vogeler, Paula Modersohn-Becker, Rainer-Maria Rilke: In seinem neuen Roman "Konzert ohne Dichter" widmet sich der Schriftsteller Klaus Modick der Künstlerkolonie Worpswede. Einer legendären Gemeinschaft, in der Kunst und Leben verschmelzen sollten.
Beim Schreiben wurde Klaus Modick klar: Bildende Künstler, aber auch Schriftsteller, waren damals so etwas wie Popstars. Einer wie Rainer Maria Rilke sei "Kult" gewesen. Das erkläre unter anderem, warum der Dichter bei Frauen "so ungemein erfolgreich" war: "Denn er war eigentlich - jedenfalls als ganz junger Man, als der er in Worpswede erscheint, (...) ein Snob, ein Schnorrer und ein notgeiler Schürzenjäger, der auch nicht mal sonderlich gut aussah und klein war - und trotzdem lagen ihm alle Frauen zu Füßen." Heute sei die Literatur kein Leitmedium mehr, und die Lyrik besitze nicht mehr "die Bedeutung und Strahlkraft" wie vor hundert Jahren.
Auch die Zeiten eingeschworener Gemeinschaften wie die Künstlerkolonie Worpswede sind längst vorbei. Man habe sich von deren utopischem Anspruch verabschiedet, so Modick, dass "Leben und Werk zusammenfallen könnten oder sollten - weil man weiß, das geht nicht". Der Kulturbetrieb habe sich "komplett versachlicht".
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