Künstler-Nomaden

Filmfreundlicher als Los Angeles

Ein Vespa-Fahrer vor einem Motiv des Street-Art-Künstlers "El Bocho" - "Little Lucy", die mit der Schrotflinte in der Hand ihre Katze jagt, aufgenommen in Berlin im Bezirk Prenzlauer Berg im Oktober 2011.
In "Go With Le Flo“ geht es um Vespa-Touren durch Berlin und um den Mut, für die Liebe etwas zu riskieren. © picture alliance / Wolfram Steinberg
Von Kerstin Zilm · 15.04.2014
Bright Blue Gorilla - hinter diesem schillernden Namen verbergen sich zwei US-Künstler: das Ehepaar Robyn Rosenkrantz und Michael Glover. Seit 25 Jahren reisen sie um die Welt, machen Musik und Filme.
Filmausschnitt: "Ich liebe Berlin in den Morgenstunden, besonders im Sommer. In diesem Sommer passierte etwas mit mir - die Liebe."
"Go With Le Flo" ist eine romantische Komödie auf Deutsch und Französisch mit englischen Untertiteln. Es geht um Salami, Vespa-Touren durch Berlin und um den Mut, für die Liebe etwas zu riskieren. Geschrieben, gedreht, produziert und finanziert haben den Film zwei Künstler aus den USA, die nur wenige Brocken Deutsch sprechen:
"Danke schön, bitte, tschüß!"
Das ist Robyn Rosenkrantz, eine Hälfte des kreativen Duos. Die andere ist Michael Glover.
"Ich wollte der Mann sein, der ausländische Filme in die USA bringt und zwar ausländische Filme, die US-Zuschauer mögen."
Zwei Liedermacher mit Sehsucht
Zusammen sind sie "Bright Blue Gorilla" - Filmemacher und Musiker. Robyn und Michael lernten sich 1989 in einem Club auf dem Sunset Strip kennen: zwei Liedermacher mit Sehnsucht, die Welt zu erkunden. Ein Jahr später hielt sie nichts mehr in Los Angeles. Robyn:
"Wir saßen beim Frühstück und ich sagte: Lass uns verkaufen was wir haben und One-Way Tickets nach Europa kaufen. Wir nehmen unsere Gitarren und Rucksäcke und sehen was passiert. Keine 30 Sekunden später sagte Michael: Ja! Das machen wir!"
Seither reisen sie um die Welt, ohne festen Wohnsitz und nennenswerten Besitz. Sie singen bis heute in Fußgängerzonen, Bars und Konzerthallen, haben Preise gewonnen und begannen vor knapp zehn Jahren Filme zu drehen.
Vier Komödien haben Bright Blue Gorilla vor "Go With Le Flo" gedreht, alle mit Hang zu leicht skurrilen Charakteren und Situationen; alle in Los Angeles und alle auf Englisch. Dann kam die Idee zum ausländischen Film in Berlin. Warum? Erstens wohnen viele ihrer Künstler-Freunde dort. Zweitens gibt es viele interessante Drehorte. Und drittens ist die Stadt filmfreundlicher als Los Angeles, sagt Michael:
"Die Leute freuen sich drüber, dass Du einen Film drehst - solange Du keinen Ärger machst und keinen Aufwand. Wir hatten so wenig Ausrüstung, alles hat auf einen Fahrradanhänger gepasst. Unsere Erfahrung ist: wenn Du ein künstlerisches Projekt hast, helfen sie dir, wenn sie können."
Einnahmen decken gerade die Kosten
Schauspieler arbeiteten wie schon bei vorigen Bright Blue Gorilla-Filmen kostenlos für "Go With Le Flo". Robyn und Michael fanden ideale Drehorte im Prenzlauer Berg und bekamen Designerkleider gespendet. Sie übernahmen wie immer die Hauptaufgaben: Drehbuch - diesmal mit Hilfe einer deutschen Übersetzerin, Kamera, Regie, Casting, Produktion und Catering. Ihre Einnahmen decken gerade die Kosten - rund 10.000 Dollar. Wenn außerdem genug übrig bleibt, um das nächste Projekt zu starten ist das für Bright Blue Gorilla mehr als genug:
"Ich kann 16 Stunden pro Tag an einer Show arbeiten, Musikgeräte aufstellen und so weiter und es fühlt sich nicht an wie Arbeit. Eine Stunde im Büro dagegen und ich denke - oh mein Gott, wann ist das endlich vorbei? Jeder muss für sich raus finden, was er machen will und wenn Du das tust, macht das Leben so viel mehr Spaß!"
"Das Wichtigste für mich ist meine kreative Freiheit. Wenn das bedeutet, dass ich keine eigene Wohnung habe, dafür aber sechs Monate in Indien leben und drei Monate in Deutschland einen Film drehen kann ist das ok. Zu tun, was notwendig ist, um weiter so leben zu können - das ist mein Ziel."
Nächste Woche geht es für Bright Blue Gorilla und "Go With Le Flo" zu einem Filmfest in Peking. Ihr nächstes Projekt führt wieder nach Europa. Michael schreibt an einer musikalischen Komödie Drehorte: Italien und Deutschland.