Künstler in Washington

Regieren und kreieren

USA: Westseite des Kapitols in Washington, D.C.
USA: Westseite des Kapitols in Washington, D.C. © picture alliance / dpa / Daniel Kalker
Von Martina Buttler  · 06.09.2016
In Washington D.C. gibt es zahlreiche renommierte Museen. Doch die Stadt rund um Weißes Haus und Kapitol habe nicht unbedingt das Image, ein Ort der Kunstszene zu sein, meint eine Galeristin. Sie will zeigen, dass es aber doch viele gute Künstler gibt - auch mit ungewöhnlichen Methoden.
Meterhohe Decken, riesige, bodentiefe Fenster. Vor der Tür rattern die Züge vorbei. An den Wänden Collagen. Cut-outs aus dem Rolling Stone Magazine, Fotocollagen und Bilder, die entfernt an David Bowie in den 80er-Jahren erinnern. Junge Kunst und die Regierungsstadt Washington, das geht zusammen, meint Marta Staudinger, der die Latela Gallery in Brookland gehört:
"Es ist ein verstecktes Juwel. D.C. hat viele tolle Künstler. Aber viele haben auch die Stadt verlassen und sind nach Miami oder New York gegangen, um dort ihre Karrieren zu starten. Deshalb hat Washington wohl eher nicht so das Image, eine Kunstszene zu haben."

Kreative Nischen

Marta will in ihrer Galerie zeigen, dass es in der Stadt rund um Weißes Haus und Kapitol viele gute Künstler gibt. Sie hat es sich zum Ziel gemacht, Ausstellungen immer mit Arbeiten aus der Hauptstadt und von außerhalb zu bestücken. Denn auch wenn hier viele in Anzug und Kostüm zur Arbeit gehen, gibt es kreative Nischen:
"Ich finde die Künstler in allen möglichen Ecken. Es gibt Künstler, die tagsüber im Kongress arbeiten und abends zuhause dann künstlerisch arbeiten. Andere sind Inneneinrichter und werden Künstler, weil sie immer für ihre Kunden etwas Kreatives schaffen. In D.C. kommen die Künstler einfach aus ganz unterschiedlichen Ecken."
Dass Geld in der Stadt ist, hat der Kunst nicht wirklich geholfen, meint Marta Staudinger:
"Lange hat das eher geschadet. Ein Haus für Künstler wird gerade jetzt in ein Boutique-Hotel umgewandelt. Das zeigt schon, dass Geld nicht wirklich hilfreich ist."
Die junge Frau mit den langen dunkelblonden Haaren hat in einem Kunstmuseum in Washington gearbeitet, bevor sie sich entschloss, mit einer eigenen Galerie den Künstlern in ihrer Stadt eine Chance zu geben, ihre Arbeit zu zeigen. Und sie versucht ganz bewusst auch jüngere Leute anzusprechen:
"Wir wollen die Millenials erreichen. Ihre Hand halten, wenn sie ihre ersten Kunstwerke kaufen. Wir machen viel über Social Media, weil diese Plattformen umsonst sind und es brummt."

Kunstworkshops und Meditationskurse

Galerieeröffnung – das ist hier mehr als Bilder an der Wand und Kunstinteressierte mit einem Drink in der Hand. Pop-Up-Shops verkaufen ihre Sachen, DJs, Bands treten auf und in der Woche wird zwischen den Kunstwerken auch meditiert. So will Marta den Leuten den Weg in Richtung Kunst öffnen:
"Es gibt in D.C. durchaus viele Leute, die sich vor einer Ausstellung Gedanken machen wie: Mit wem gehe ich da hin, was wenn mich der Künstler fragt, was ich von den Arbeiten halte. Da ist viel gesellschaftlicher Druck, der Leuten Angst macht."
Vor allem über Kunstworkshops und Meditationskurse versucht sie den Washingtonern, die noch nicht mit Kunst zu tun haben, den Zugang leichter zu machen. Derzeit plant sie ihre nächste Ausstellung mit vielen Pop-Art-Bildern und ein Kunstprojekt mit Schwerpunkt Kuba. Sie will die Brücke Washington – Havanna künstlerisch mit Leben füllen und zeigen, wo in der kreativen Szene der Hauptstadt vorne ist.