Kritik an Palmölproduktion

Einreiseverbot für DiCaprio?

Schauspieler und Oscar-Gewinner Leonardo DiCaprio bei einem Besuch in Indonesien am 26 März 2016.
Schauspieler und Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio bei einem Besuch in Indonesien Ende März 2016. © picture alliance / dpa / EPA / Paul Hilton / Haka
Von Holger Senzel · 04.04.2016
Für die Palmölproduktion werden tropische Regenwälder systematisch abgebrannt. Dabei ensteht mehr CO2 als durch Autos und Flugzeuge weltweit. Das hat Schauspieler Leonardo DiCaprio kommentiert, was ihm nun ein Einreiseverbot in Indonesien bescheren könnte.
Es gibt sogar Lieder über "The Haze" – den so genannten Nebel, der von den brennenden Regenwäldern Indonesiens bis nach Singapur hinüberweht. Fetter, weißer Dunst, der nach verbranntem Essen riecht, die Bronchien reizt, die Augen tränen lässt.
Regelmäßig warnen die Nachrichten, ohne Atemmaske nicht ins Freie zu gehen; die Singapurer sehen die Stadt vor Augen nicht.
"12 Millionen Hektar Regenwald pro Jahr – 300 Fußballfelder täglich – fackeln die Plantagenbesitzer ab, um Platz für Palmen zu schaffen, angepflanzt kilometerweit in Reih und Glied. 'Flüssiges Elfenbein' wird das Palmöl genannt – und es steckt in über der Hälfte aller Produkte, die wir täglich im Supermarkt kaufen",
erklärt Umweltexperte Nic Zezevic.

"Ground Zero für unsere Erde"

"Palmöl ist ein billiger Grundstoff für fast alles, das wir im Küchenschrank haben. Es steckt in Haarshampoo, Schokoriegeln, Zahnpasta, Eiscreme, Seife, Lippenstift, Wurst, Brot – also wie sollen wir das stoppen können?"
Unilever, Procter & Gamble, Nestlé, Loreal, Kellogs – alle großen Nahrungsmittelkonzerne beziehen das so genannte "grüne Öl" vom weltgrößten Palmölproduzenten Indonesien. Doch "grün" ist eine Mogelpackung.
Greenpeace spricht vom "Ground Zero für unsere Erde". Denn durch die illegalen Brandrodungen wird mehr klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre gepustet als durch sämtliche Autos, Flugzeuge und Schiffe weltweit zusammengenommen.
Außerdem vernichten die außer Kontrolle geratenen Feuer die Lebensräume des Sumatra-Tigers und der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans.

"Indonesien verdient sehr viel Steuergeld"

"Ein Hotspot der Artenvielfalt" – so postete der Schauspieler Leonardo DiCaprio in sozialen Medien nach seinem Besuch im Nationalpark Aceh, "aber die Palmöl-Produktion zerstört diesen einzigartigen Ort".
Das Einwanderungsministerium in Jakarta spricht von "Hetze" und "Provokation" und prüft nun, ob DiCaprio zur unerwünschten Person erklärt wird.
Für den indonesischen Umweltaktivisten Bombong Hadi von "friends oft he earth" ist das wenig überraschend:
"Wir werden regelmäßig von der Regierung unter Druck gesetzt, wenn wir diese Umweltkatastrophe anprangern. Zwar sind die Brandrodungen illegal, aber Indonesien verdient sehr viel Steuergeld an der Palmölproduktion. Das steckt viel Verlogenheit dahinter. Singapur beispielsweise protestiert jedes Jahr in Jakarta gegen den Haze – aber das ist pure show. Eine Menge der Unternehmen, die mit Palmöl handeln, sitzen nämlich ausgerechnet in Singapur."
Und so wird es wohl weitergehen mit dem Haze und dem Husten und den tränenden Augen. Bis der Regen den Dunst wieder vertreibt. Bis zum nächsten Jahr. Oder bis die Verbraucher begreifen, dass sie einen sehr hohen Preis bezahlen für billige Lebensmittel und Schönheitspflege.
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