Kritik am Wintersport

Schluss mit steuerfinanzierten Schneekanonen

Eine Schneekanone 2014 in Garmisch-Partenkirchen
Wintersport an Orten wie Garmisch-Partenkirchen wird immer schwieriger umzusetzen. © dpa / picture-alliance / Karl-Josef Hildenbrand
Grünen-Politiker Ludwig Hartmann im Gespräch mit Hanns Ostermann · 08.01.2017
Oberhof und andere Wintersport-Orte kämpfen mit Schneekanonen gegen den Klimawandel an. Dabei bleibe der Umweltschutz auf der Strecke, sagt Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Grünen im Bayrischen Landtag. Der Staat müsse weitsichtigere Tourismuskonzepte unterstützen.
Der Grünen-Politiker Ludwig Hartmann prophezeit dem Wintersport für die kommenden Jahre besonders schwierige Bedingungen.
"Der Wintersport, der auf Skiern oder auf dem Snowboard daher kommt, für den wird es natürlich schwer werden in den nächsten Jahren. Selbst in Bayern geht man davon aus, dass von den Wintersportorten bei uns - bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad - künftig nur noch zwei bis vier Skigebiete als schneesicher eingestuft werden können."

Wandermöglichkeiten statt Beschneiungsanlagen

Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur forderte Hartmann alle Bürgermeister der Wintersportorte auf, jetzt umzudenken. Man müsse beginnen, nach Alternativen zu suchen, für die man keine Schneesicherheit brauche. Statt weiterer Beschneiungsanlagen sollte mehr Wandermöglichkeiten geben, die auch bei leichtem Schneefall absolviert werden könnten. Vor allem müssten sofort Konzepte entwickelt werden, die nicht nur auf eine Jahreszeit, sondern auf alle vier Jahreszeiten setzten.

Massiver Eingriff in den Wasserhaushalt

Der weitere Einsatz von Kunstschnee bedeute, so Hartmann, einen massiven Eingriff in den Wasserhaushalt. Das würden auch Gutachten aus der Schweiz nahelegen. Die Fronten zwischen Umweltschützern und der Wirtschaft seien allerdings massiv verhärtet. Zwar seien sich beide Seiten einig, dass es auf Dauer so nicht weitergehen könne. Es werde aber darum gestritten, wie lange der Wintersport unter den jetzigen Bedingungen noch funktionieren könne.
In Bayern werde momentan jede Schneekanone zu einem Drittel aus Steuern finanziert. Das könne nicht sein, so Hartmann. Denn mit Steuergeld sollte keine lebensverlängernde Maßnahme finanziert werden. Steuergeld sollte stattdessen in weitsichtigere Tourismuskonzepte fließen.

In dem thüringischen Wintersport-Ort Oberhof gibt es mittleweile jedes Jahr Probleme mit dem Winterwetter. Der Bürgermeister setzt auf Schneekanonen, um Schneesicherheit zu gewährleisten. Hören Sie dazu einen Beitrag von Henry Bernhard.
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