Kriminalliteratur

Gegen die Mauer des Schweigens

Über Nebelschwaden geht die Sonne am Montagmorgen (23.07.2007) über Üxheim in der Vulkaneifel an der Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf.
Jahrelang blieb ein Eifelmord im Verborgenen © picture alliance / dpa / Gero Breloer
Andrea Gerk im Gespräch mit dem Autor Wolfgang Kaes  · 19.12.2014
Der neue Krimi „Spur 24" von Wolfgang Kaes beruht auf einer wahren Geschichte. Der Journalist hatte selbst 2011 aufgedeckt, dass sich hinter dem Verschwinden einer Frau im Eifelort Rheinbach ein nicht aufgeklärter Mord verbarg.
Im Dezember 2011 erreichte den Chefreporter des Bonner Generalanzeigers ein Schreiben des Amtsgerichts Rheinberg, das die Regionalzeitung einfach als Amtssache abdrucken sollte. Doch der langjährige Polizeireporter Wolfgang Kaes stutzte, denn eine seit 16 Jahren verschwundene Frau sollte auf diesem Wege offiziell für tot erklärt werden. "Es war einmal dieses bizarre Juristendeutsch", sagte Kaes im Deutschlandradio Kultur. Ihn hätte verwundert, dass er diesen Fall nicht kannte und nach dieser verschollenen Trudel Ulmen nie öffentlich gefahndet worden sei. Der Roman erzählt nun in literarischer Form, wie seine Recherche damals verlief, wobei der Autor eine Journalistin zur Hauptfigur machte, um innerlich mehr Distanz zu wahren.
Mauer des Schweigens
"Bei der Polizei erwachte natürlich zunächst der Korpsgeist", sagte Kaes. "Auch in der Kleinstadt Rheinbach stieß ich vielfach auf eine Mauer des Schweigens und auch einiger Beschimpfungen." Es habe viel Unwillen gegeben, dass er in der alten Geschichte rührte und den Wunsch, die Dinge doch ruhen zu lassen. Doch der Journalist ließ nicht locker und führte Gespräche mit mehr als 60 Personen. Am Ende stand die Neuaufnahme der polizeilichen Ermittlungen, die den Ehemann des Opfers als Täter überführten. Er wurde wegen Totschlag verurteilt.
Der Autor zögerte zunächst bei dem Roman
"Ich habe bisher immer nur Romane geschrieben und keine Sachbücher", sagte Kaes. Mit den Romanen habe er die Chance, Leser zu verführen, sich mit einem fremden Thema zu beschäftigen. "Als die Familie mich ansprach, habe er noch lange gezögert", sagte der Journalist. Er habe lange überlegt, ob er das ganze Recherchematerial wieder aus dem Schrank holen wollte und sei unsicher gewesen, ob er sich an alle Momente dieser einjährigen Beschäftigung mit diesem Fall wieder erinnern wollte. Nun liegt der spannend erzählte Kriminalroman vor.
Neuer Fall
Seit sechs Monaten ist der Reporter auf der Spur eines neuen Falls, der ihm nicht plausibel erschien. Ein 19 jähriger Student aus Bad Honnef wurde nach dem Disco-Besuch vermisst und später tot aus Rhein geborgen. "Auch da habe ich den Eindruck, dass da sehr oberflächlich hingeschaut wurde und dass da noch nicht die ganze Wahrheit erzählt ist."

Wolfgang Kaes: Spur 24
Rowohlt Verlag, Reinbeck 2014
384 Seiten, 14,99 Euro

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