Kriminalität

    "Richterin Gnadenlos" war eine faszinierende Figur

    Foto von Kirsten Heisig mit Orden
    Die 2010 verstorbene Jugendrichterin Kirsten Heisig bekam posthum einen Orden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter verliehen. © dpa / picture alliance / Rainer Jensen
    Moderation: Susanne Burkhardt · 02.02.2014
    Der Diskurs über jugendliche Straftäter wurde auch von der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig geprägt, die ein "Ende der Geduld" forderte. Der Autor Paul Brodowsky hat sie, aber auch einen bekannten Bezirksbürgermeister als Modellpositionen für ein Bühnenstück genommen.
    Was passiert mit einer Gesellschaft, die mit ihren jugendlichen Straftätern nicht mehr zurande kommt? Welches ist die richtige Bestrafung für diese? Was heißt es, wenn sich inmitten einer Stadt Parallelgesellschaften entwickeln? Und was sind die richtigen Mittel, einzugreifen?
    Diese Fragen hat sich der Autor Paul Brodowsky gestellt. "Intensivtäter" – so heißt sein neues Theaterstück – am 2. Februar wird das Auftragswerk im Theater Freiburg uraufgeführt.
    Susanne Burkhardt hat mit dem 34-Jährigen gesprochen und ihn als erstes gefragt, wieso ihn ausgerechnet das Thema Gewalt durch jugendliche Intensivtäter interessiert hat?
    Paul Brodowsky: Ich bin eigentlich über eine Figur auf diesen Stoff aufmerksam geworden, nämlich die Jugendrichterin Kirsten Heisig, die sich ja 2010 das Leben genommen hat. Und ich hab' im Jahr drauf einen Text gelesen im ZEIT-Magazin, wo jemand bilanzierte eigentlich so ein Jahr danach, was ist eigentlich davon geblieben. Und ich hatte die Richterin vorher immer so als eigentlich vage positive Figur wahrgenommen, jemand, der sich irgendwie einsetzt, der zwar für harte Bestrafung bekannt ist. "Mrs. Tough" war so ein Spitzname, den sie hatte, oder "Richterin Gnadenlos" – das sind so die Boulevard-Zuschreibungen. Aber es war jemand, der auch gleichzeitig differenzierte in meiner Wahrnehmung, und sagte, man muss auch bei der Präventivarbeit ansetzen (…)
    In diesem Artikel dann ein Jahr nach ihrem Tod war davon die Rede, dass eigentlich vieles von dem, was sie in ihrem Buch geschrieben hat, das posthum erschienen ist, "Das Ende der Geduld", so einer Überprüfung nicht standhält. (…) Wenn man sich eben dann die Fallzahlen anguckt, stellt man fest, das ist rückläufig seit einigen Jahren. (…) Und das fand ich hochgradig faszinierend, weil es diese Figur gab, die im öffentlichen Leben immer so positiv dargestellt wurde als fast so eine Lichtfigur, die irgendwie tragisch ums Leben gekommen ist, sich das Leben genommen hat, also sich aufgerieben hat gewissermaßen für ihre Arbeit.
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