Kriminalität

Die illegalen Geschäfte arabischer Clans in Berlin

Polizisten führen bei einem Einsatz eine Person in Handschellen aus einem Haus in Berlin im Bezirk Neukölln.
Großrazzia in Berlin-Neukölln: Polizisten gingen im April 2016 gezielt gegen kriminelle Mitglieder aus arabischen Großfamilien vor. © dpa/ picture-alliance/ Gregor Fischer
Von Anja Nehls · 17.05.2016
Kriminelle arabische Großfamilien haben in den vergangenen Jahren in Berlin laut Experten Millionen verdient - vor allem mit Drogenhandel und Schutzgeld. Der Senat hat das Problem zwar erkannt und will dagegen vorgehen. Aber das ist gar nicht so einfach.
In Neukölln ist das Zentrum arabischen Lebens in Berlin. In den Restaurants der Sonnenallee gibt es Schawarma, Halloumi und Falafel, die Dichte an Shisha-Bars und Handy-Läden ist in etwa gleich, an den meisten Läden stehen arabische Beschriftungen, es gibt Supermärkte mit Spezialitäten aus dem Libanon, aus Syrien oder Palästina.
"Die meisten Menschen hier in der Sonnenallee sind arabisch, die meisten Ladeninhaber auch, vielleicht zehn Prozent der Menschen hier sind Deutsche. Hier in Berlin ist die Gegend rund um die Sonnenallee in Neukölln und Kreuzberg arabisch, die nennen die Sonnenallee arabische Straße."
Sagt Mohamed Awad, der vor zwei Jahren aus Palästina nach Berlin geflohen ist. Er fühlt sich wohl in Neukölln, irgendwie zuhause. Hier ist ein Anlaufpunkt für Flüchtlinge aus Syrien, für Palästinenser, Kurden, Libanesen, Türken, Iraker und für Menschen, bei denen die Herkunft noch nicht mal ganz klar ist. Alte Männer, die auf Arabisch diskutieren, sind unterwegs, verschleierte Frauen, Kinder und Jugendliche, meistens in Gruppen. Die Sonnenallee wirkt etwas heruntergekommen, aber ab und an halten in zweiter Spur Autos, die für Neukölln eigentlich zu groß und zu teuer sind. Hinter dem Steuer arabisch sprechende Männer, die für solche Autos eigentlich noch zu jung sind. Die meisten Menschen in Neukölln-Nord, der Gegend rund um die Sonnenallee, leben von Sozialhilfe, ein paar von krummen Geschäften. Mohamed Awad zuckt die Schultern, solche gibt's überall, er hat damit nichts zu tun:
"Wenn einige Deutsche was Schlechtes tun, würde ich niemals sagen, alle Deutschen sind schlecht. Das sind Teile der arabischen Gesellschaft. Aber nicht alle Araber sind gleich, natürlich nicht. Ich bin arabisch und ich bin nicht kriminell."

In Neukölln steigen vor allem die Skrupellosen auf

Er nicht, aber Yehya. Zurzeit ist Yehya allerdings nicht auf der Sonnenallee unterwegs, er sitzt im Gefängnis, schon das zweite Mal in seinem Leben. Auch Yehya ist Palästinenser, kam im Alter von drei Wochen als Flüchtling nach Berlin. Jetzt ist er 25. Mit 13 hatte er hier bereits mehr als 50 Straftaten begangen:
"In den Gangs von Neukölln ist das so, desto skrupelloser man ist, desto verrückter man ist, desto hemmungsloser man ist, desto weiter steigt man auf. Ich meine, Erfolg heißt für viele Menschen Erfolg in der Karriere oder in der Familie oder so. Aber in Neukölln heißt Erfolg, dass so viele Menschen wie möglich deinen Namen kennen."
Passanten gehen in Berlin auf der Hermannstraße.
Passanten gehen in Berlin auf der Hermannstraße. © dpa/ picture-alliance/ Sören Stache
Jeder in Neukölln kennt Yehya. Der Berliner Filmemacher und Journalist Christian Stahl hat Yehya über zehn Jahre mit der Kamera begleitet, sie wohnten im selben Haus in der Sonnenallee. Stahl ist Yehya sehr nahe gekommen, bezeichnet ihn noch heute als Freund und fragt sich, ob man mit einem Kriminellen befreundet sein kann. Stahl hat versucht, Yehya und die Gangster von Neukölln, wie sie sich selbst bezeichnen, zu verstehen:
"Das ist eine Geschichte von einem, der immer der Beste sein wollte, der immer ganz die Nummer 1 sein wollte und der hat es dann eben in dieser Parallelwelt von Neukölln auch geschafft, mit 14 der jüngste Intensivstraftäter Neuköllns zu sein, "Isch gehör zu den Top Ten von Neukölln, ich hab 'nen eigenen Staatsanwalt" und drei Jahre Knast sind in der Sonnenallee sowas wie ein summa cum laude, das ist eine Ehre, eine Auszeichnung."
Yehya ist also ein Vorbild. Der Boss von der Sonnenallee. Kopf einer Bande, die einen Juwelier überfallen hat, Jugendliche erpresst und verprügelt hat, Tresore geknackt und Einbrüche verübt hat. Sein älterer und seine zwei jüngeren Brüder eifern ihm bereits nach. Drei von fünf Kindern der Familie haben bereits Knasterfahrung. Der kriminelle Nachwuchs aus Neukölln.

Abou Chaker Clan ist bundesweit bekannt

Es geht auch noch ein paar Nummern größer. Immer wieder fallen Mitglieder bestimmter arabischstämmiger Familien auf, wenn es in Berlin um schwere und organisierte Kriminalität geht. 18 bis 20 arabische Großfamilien gibt es in Berlin mit insgesamt mit 8500 bis 9000 Angehörigen - 50 bis 500 Mitglieder pro Familie. Namen wie der Abou Chaker Clan oder die Familie von Mahmud Al- Zein sind inzwischen bundesweit bekannt. Im Jahr 2014 gab es in Berlin 44 Ermittlungskomplexe im Bereich der organisierten Kriminalität, ein Viertel davon gegen arabischstämmige Gruppierungen, sagt Dirk Jakob vom Berliner Landekriminalamt:
"Arabischstämmige Straftäter fallen bei uns im Rahmen der schweren und organisierten Kriminalität vornehmlich auf durch Eigentumsdelikte, hier auch einige herausragende Fälle, allerdings auch Delikte im Bereich von Bankeinbrüchen, das heißt also das Aufbrechen von Schließfächern und das Sprengen und Öffnen von Geldausgabeautomaten. Da gehören auch die Blitzeinbrüche dazu insbesondere mit hoher Beute im Bereich teurer Unterhaltungselektronik. Schutzgelderpressung im Sinne von Begleitkriminalität sicherlich auch das eine oder andere Mal, es handelt sich aber auch um ein zumindest im Hellfeld relativ seltenes Delikt, also die Anzeigebereitschaft bei Schutzgelderpressung ist ausgesprochen gering."
Im Dunkelfeld sind Schutzgelderpressungen allerdings durchaus ein Problem, vermutet die Polizei.
Gerade erst haben Berliner Beamte mit Hilfe des Spezialeinsatzkommandos im Rahmen einer Großrazzia über ein Dutzend Wohnungen, Geschäfte und Firmenräume durchsucht, Schmuck, Bargeld, eine Schusswaffe und einen Porsche, sichergestellt und vor allem acht Haftbefehle vollstreckt -allesamt gegen Mitglieder einer arabischen Familie aus Berlin. Gesucht wurden die Männer wegen eines versuchten Auftragsmordes und wegen des Raubüberfalls auf das Berliner Kadewe, bei dem sie im Dezember 2014 in knapp anderthalb Minuten Uhren und Schmuck im Wert von über 800.000 Euro erbeutet haben. Auch für den Überfall auf das Pokerturnier in der Spielbank am Potsdamer Platz im März 2010 sind arabische Täter verantwortlich. Beute: eine Viertelmillion Euro. Weil normalerweise aus diesen Kreisen niemand eine Aussage macht, sind die Ermittlungen für die Polizei besonders schwer, sagt Thomas Spaniel, vom Fachausschuss Kriminalitätsbekämpfung der Gewerkschaft der Polizei:
"Also man redet eigentlich sehr wenig mit der Polizei, genauso, ich sag mal, mit den Zeugen klärt man das unter sich, man bezahlt die Zeugen oder man schüchtert sie ein mit Brutalität, so dass die Polizei eigentlich nur einen geringen Zeitrahmen hat, um Ermittlungen anzustellen und die Zeugen zu vernehmen."
Und wenn auf einmal 50 Familienmitglieder um einen Polizeiwagen herumstehen, fühlen sich auch die Beamten nicht mehr wohl.

Arabische Friedensrichter übernehmen Aufgaben deutscher Justiz

Probleme klären die arabischen Familien lieber unter sich. Manche von ihnen bilden ein gegenüber der deutschen Gesellschaft abgeschottetes System. Erst Ende vergangenen Jahres hatte der Berliner Senat eine Studie zu einer möglichen Paralleljustiz in der Stadt in Auftrag gegeben Ergebnis: Manche, auch ernste Konflikte werden nicht über das deutsche Rechtssystem, sondern von selbsternannten Friedenrichtern geregelt, sagt Berlins Justizsenator Thomas Heilmann (CDU):
"Sie müssen sich das so vorstellen, dass der Friedensrichter ein Abhängiger vom Clanchef ist, der sagt, ich habe jetzt keine Lust, mich selber zu kümmern, jetzt sieh du zu, dass die so funktionieren, wie ich es will, als Zeuge nicht aussagen oder schön da bleiben bei dem Mann der sie prügelt oder was auch immer das Thema ist."
Mit arabischen Familien kennt sich Arnold Mengelkoch aus, der Neuköllner Integrationsbeauftragte. Mengelkoch ist ein erfahrener und bis an die Grenze der Belastbarkeit engagierter Mann, der bisher weder die Hoffnung noch die Distanz verloren hat. In seinem kleinen Büro im Neuköllner Rathaus waren schon viele, auch Yeyha. Seit Jahren bemüht er sich darum, die arabischen Familien bestmöglich in Berlin zu integrieren. Familien mit Ämtern, Schule, Polizei und Jugendhilfe zu vernetzen. Um dabei wenigstens manchmal erfolgreich zu sein, müsse man wissen, dass der Familienzusammenhalt bei den arabischen Großfamilien etwas Besonderes ist, sagt er. Und das sei so erstmal nicht negativ gemeint, darauf legt er Wert:
"Innerhalb des Clans wird der Streit mit Gewalt klein gehalten. Also die Männer stehen außen rum, mit dem Rücken zur Familie, hakeln sich ein und verteidigen das Ganze, innen drin sind die Frauen, die Mädchen und die Jungs. Und wenn es da zu stressend wird, drehen sich einige der Männer um, sorgen für Ordnung, auch mit physischen Mitteln, drehen sich wieder zurück, weil der Außenschutz muss ja gewahrt sein, so stelle ich mir das immer bildlich vor."
Das Misstrauen gegenüber Behörden ist groß und das hat eine Geschichte. Die meisten arabischstämmigen Familien sind seit den 1980er und 90er Jahren in Berlin. 800.000 Menschen flohen damals vor dem libanesischen Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 dauerte. Hier sind jetzt zum Beispiel Palästinenser und vor allem kurdisch-libanesische Großfamilien, die ursprünglich aus der Südosttürkei stammten, sich aber nicht türkisch fühlten und über den Libanon nach Berlin kamen. Heimisch waren sie bereits früher nirgends, sagt Arnold Mengelkoch:
"Und hier ging das nun genauso weiter, also auch mit einer großen Portion Misstrauen, was der Staat denn so macht, bis ich dann verstanden habe, dass das eine Historie hat in diesen Familien. Weil es eben schon in den 20er Jahren und auch noch früher in der Türkei nicht geklappt hat mit der Anpassung , auch da war man auch nicht Teil des Ganzen, war im Libanon schon wieder nicht Teil des Ganzen, weil die waren da auch nicht gerne gesehen, hatten zwar laissez passer aber keine libanesischen Pässe und ist in Deutschland am Anfang auch erstmal nicht Teil des Ganzen. Will aber viel Geld verdienen, will also auch ein Auto haben und Wohnung haben und und und. Und das ist im Legalen eine mühsame Sache wenn man bei null anfängt, das schafft man in der ersten Generation gar nicht."
Aber in der zweiten, jedenfalls dann wenn man kriminell wird, meint Arnold Mengelkoch:
"Die zweite Generation war die, wo die Jungs dann sagten, was ich soll eine Berufsausbildung machen, den ganzen Tag mir die Beine in den Bauch stehen, kommt nicht in Frage. Mein Onkel richtet mir ein Geschäft ein. Alte Familientradition. Und dann haben sie eben nicht in der Integration, sondern geguckt wo kriegen sie ihr Geld her und das ging eben im kriminellen schneller als im legalen Bereich."
Weil es eben häufig im legalen Bereich auch gar nicht geht. Neben denen, die nicht legal arbeiten wollen, gibt es die, die nicht dürfen.

Der einzige Ort, an dem Yehya legal arbeiten darf, ist der Knast

Zurück zu Yehya und seiner Familie: Sein Vater bekam viele Jahre in Deutschland keine Arbeitserlaubnis, ein Blumengeschäft musste er wieder schließen, die Familie lebt von Sozialhilfe. Yehya hat bis heute hier nur eine Duldung. Das heißt, er ist eigentlich ausreisepflichtig, die Abschiebung ist lediglich aufgeschoben. Sein Aufenthalt in Deutschland ist mit einer Duldung nicht rechtmäßig, aber auch nicht strafbar, solange die Duldung besteht. Weil solche Menschen in Deutschland in Konsequenz dieser Bestimmung sowieso keine Zukunft haben, durfte Yeyha als Einser Schüler kein Abitur machen, keinen Führerschein, als Berliner Meister im Boxen die Stadt nicht mal zu Wettkämpfen verlassen. Was dabei herauskommt sind Frust und Enttäuschung und die führen nicht selten in die Kriminalität. Jedenfalls in Neukölln, jedenfalls bei Yehya:
"Das war der Antrieb, diese Wut, dieser Hass, dieses ich schaff' das nicht, ich werde nicht akzeptiert in der Gesellschaft, ich kann tun was ich will, ich werde immer in einer Schublade liegen. Ich werfe Deutschland eins vor , auf der einen Seite verbietet man mir, Berlin zu verlassen, auf der anderen Seite sagt man, Du bist hier nicht willkommen, was ist denn das für ein widersprüchlicher Satz. Ich hoffe, dass da irgendwo hinter irgendeinem Schreibtisch irgendjemand sitzt, der da sagt, so, ey, den können wir eh nicht loswerden, den kann man nicht abschieben den Typen und ich habe keinen Bock, dass der von meinem Steuergeldern lebt, gebe ich dem so eine Scheiß Aufenthaltserlaubnis, damit er arbeitet."
Bis heute ist der einzige Ort, wo Yehya legal arbeiten darf, der Knast. Immer noch haben mehrere tausend Menschen aus Familien, die in den 90er Jahren nach Berlin kamen nach wie vor nur eine Duldung. In Yehyas Familie hat inzwischen jeder einen anderen Aufenthaltsstatus. Yehya sollte aufgrund seiner kriminellen Karriere bereits mehrmals abgeschoben werden, eine fast lächerliche Drohung, sagt Christian Stahl, der über Yehya und seine Familie einen Dokumentarfilm gedreht und ein Buch geschrieben hat:
"Aber man kann sie nicht abschieben. Wohin denn? Der Libanon nimmt sie nicht zurück, Palästina gibt es nicht, wohin willst du die Jungs denn abschieben? Das sind deutsche Jungs, das sind deutsche Kriminelle, wir haben die auch versaut. Was kann Beirut dafür, dass Yeyha in Berlin kriminell geworden ist?"
Yehya, der im Alter von drei Wochen nach Berlin kam und seitdem nie woanders war, schon gar nicht in Beirut:
"Natürlich bin ich Deutscher, ich fühle mich so und ich bin so und bin hier großgeworden. Das ist 'ne Frage, als ob man mich fragt, bist Du ein Mensch. Für mich ist das schon provokant die Frage."
Yehya ist kein Deutscher und aufgrund seines Strafregisters will Deutschland auch nicht, dass er einer wird. Er gilt als staatenlos. Dennoch ist Yehyas Vater Deutschland immer noch dankbar, dass die Familie hier sein kann. Niemals hat er in Berlin auch nur eine Ordnungswidrigkeit begangen:
"Ich weiß nicht, warum es so ist, die Kinder, machen nur was im Kopf, hören nicht für uns, hören nicht für andere, nur hören für die schlechten Leute von der Straße. Ich bin seit 17 Jahren hier, habe ich keine kleine Problem, habe ich keine U-Bahn Strafe. Ich weiß nicht, warum meine Kinder immer Scheiß machen."
Der Vater ist verzweifelt, aber Hilfe anzunehmen, ist für arabische Familien schwer. Es fehlt einfach am Vertrauen in die deutschen Ämter.

Keine dummen Jugendlichen, aber verletzt in ihrem Stolz?

Abed Chabaan hat damit Erfahrung. Fast jede arabische Familie in Neukölln kennt ihn und er sie. Er ist Vertrauensperson und Vermittler, Schlichter und Berater, er ist das deutsche Amt mit arabischem Denken - er kam selbst vor über 30 Jahren aus dem Libanon. Im deutsch- arabischen Zentrum in Berlin Neukölln berät er jetzt arabische Familien, wenn es Probleme gibt. Die gibt es häufig, aber sie sind schwer zu lösen:
"Weil viele Araber versuchen das zu verheimlichen, ich habe viele arabische Familien, weil ich Hausbesuche habe, die rufen an, morgen haben wir unsere Tante oder Cousin, bitte sag nicht, dass du vom Jugendamt bist, ja die schämen sich, deswegen wird dieser Familienrat nicht funktionieren."
Für einen Träger arbeitet Abed Chabaan außerdem mit straffälligen Kindern und Jugendlichen. Natürlich kennt er auch Yehya. Über die Hälfte der jungen Intensivstraftäter in Neukölln sind arabischstämmig, ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt aber nur knapp zehn Prozent. Fast allen gemeinsam ist der Wunsch nach Anerkennung, der Stolz, die Vorstellung auch in der Schule immer ein bisschen schlechter behandelt zu werden als deutschstämmige, die Idee, dass jemand wertlos ist, dem nicht genügend Respekt entgegengebracht wird und das Gefühl, hier nicht so richtig dazuzugehören -so beschreibt es Chabaan:
"Das sind keine dummen Jugendlichen, die sind alle hochintelligent, aber dieser Stolz, oder schauen Sie mal an, was die Muslime machen, wenn die Deutschen Fußball spielen, die werden sauer, wenn Deutschland verliert, die haben also irgendwas im Blut, ich bin ein Teil dieses Landes, ich will was für dieses Land machen, ich mag dieses Volk, die sind menschlich, aber die lassen für mich nicht diese Tür offen."
Alles also einfach nur Opfer? Nein, Mitleid sei fehl am Platze sagt Christian Stahl. Kriminelle wie Yehya könne man nicht entschuldigen. Aber Deutschland müsse endlich vernünftige Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Karrieren wie die von Yehya nicht mit den vielen tausend neuen Flüchtlingen und ihren Kindern wiederholen:
"Du musst nicht kriminell werden, bloß weil du Flüchtling bist, so, Punkt. Nicht der Staat ist schuld an Yehyas Taten, sondern Yehya. Man muss das nicht tun. Niemand muss verhungern, niemand muss wirklich leiden in Deutschland, es geht allen gut. Auch Flüchtlingen aus den 90er Jahren. Aber es gibt einen Grund, warum sie Täter geworden sind. Wenn wir verhindern wollen, dass die jüngeren Brüder und die Kinder dieser Intensivstraftäter, dieser Gangster von Neukölln die nächste Generation von Gangstern werden, die nochmal viel schlimmer sein werden, dann haben wir richtig Probleme in Deutschland, da müssen wir verdammt viel ändern. Ganz klar auch sagen stopp, hier sind die Grenzen, du bist in Deutschland, benimm dich, aber auch du bist ein Deutscher."
Mit allen Pflichten und Rechten. Zum Beispiel dem Recht zu arbeiten und der Pflicht sich zu integrieren. Deutsche Sprache inklusive.

Deutsche Sprache gelernt, aber arabische Kultur im Kopf

Mohamed Awad aus Palästina kann sich selbst die Imbissbuden in der Sonnenallee nicht so häufig leisten. Er lebt von Sozialhilfe. Er hatte bereits ein Jobangebot, das er ablehnen musste, weil er keine Arbeitserlaubnis hat. Als Journalist für ein arabisches Medium hätte er keinem Deutschen den Job weggenommen. Egal. Dass von den vielen tausend neuen Flüchtlingen jetzt immerhin zum Beispiel die Syrer relativ schnell anerkannt werden und dann in Deutschland arbeiten dürfen, findet er gut:
"Für mich ist das der erste Schritt in die Integration, die Menschen arbeiten zu lassen, das ist der erste Schritt, weil wenn ich arbeiten darf und nicht deutsch spreche, werde ich zusehen das möglichst schnell zu lernen weil ich das zum Arbeiten brauche."
Zur Integration gehört allerdings noch viel mehr, meint Abed Chabaan, der selber Jahre gebraucht hat, um sich hier zuhause zu fühlen und der jetzt einen deutschen Pass hat.
"Ich sage also immer, deutsche Sprache zu lernen ist sehr wichtig, aber ist nicht alles, das müssen die über das deutsche System über Bildungssystem über Kultur in Deutschland. Sonst lernen die Deutsch und benutzen weiter die arabische Tradition im Kopf. Da werden die wieder 30 Jahre versaut mit Integrationsmaßnahmen oder Wege."
Es ist also allerhöchste Zeit. Die Fehler von damals sollte man heute nicht wiederholen, wenn man kriminelle Karrieren verhindern will, fordert die Polizei. Leider gibt es schon die ersten Anzeichen. In den Berliner Flüchtlingsunterkünften sind zehntausende neue Flüchtlinge aus arabischen Ländern. Dort rekrutieren die kriminellen arabischen Großfamilien der 90er Jahre ihre Handlanger, hat Thomas Spaniel von der Gewerkschaft der Polizei beobachtet:
"Es gibt Hinweise darüber, dass arabische Großfamilien mit ihren Luxuskarossen vor dem Flüchtlingsheim stehen und Abwerbeversuche machen von groß und kräftig gebauten jungen Männern, für die Drecksarbeit, Drogenverkauf und, und, und, also das ist ja auch die Drecksarbeit."
Weil es wirksame Konzepte für eine schnelle Integration nicht gibt, versucht die Polizei die Symptome zu bekämpfen, statt die Ursachen. Immerhin dafür gibt es Unterstützung aus der Politik. Besonders im Wahlkampf. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) will, dass von einer Vernehmung per Video in Zukunft öfter Gebrauch gemacht wird:
"Weil wir gerade in diesem Milieu erleben, dass Zeugen unter Druck gesetzt werden, ihre Aussage zurücknehmen. Und wenn es einen Videobeweis der richterlichen frühen Vernehmung im Ermittlungsverfahren gibt, dann haben wir bessere Beweisaussichten, das steht schon im Gesetz, das können wir heute schonmachen, es wird leider zu selten angewandt und wir haben ein Projekt laufen in der Justiz, dass wir das häufiger anwenden wollen."
Darüber hinaus gibt es ein paar Polizisten und sieben Staatsanwälte mehr im Bereich der organisierten Kriminalität und ein paar Ideen, für die es zum Teil aber keine politischen Mehrheiten gibt, wie Vorratsdatenspeicherung oder Funkzellenüberwachung. Ganz oben auf der Wunschliste von Polizist Thomas Spaniel steht die Beweislastumkehr:
"Weil bei einer Durchsuchung, zum Beispiel wenn ich jetzt bei einem Hartz-IV-Empfänger, der 1000 Euro eigentlich im Monat Hartz IV bekommt und wir bei der Durchsuchung 150.000 Euro finden, dann wäre es für uns viel leichter, wenn der Beschuldigte uns nachweisen müsste, wo er diese 150.000 Euro her hat. Und zurzeit sind uns da noch die Hände gebunden, wir müssen heutzutage noch nachweisen, wo hat er das Geld her und im schlimmsten Fall müssen wir das sichergestellte Geld wieder zurückgeben."
Und dann wird es ruck zuck sauber gewaschen. Mit Geld aus kriminellen Geschäften werden Eigentumswohnungen ersteigert oder Häuser gekauft, ganze Mietshäuser befinden sich inzwischen im Besitz arabischer Familien, die seit kurzem sogar Flüchtlingsunterkünfte betreiben. Für alle Nachkommen dieser Familien der Beweis: Kriminalität lohnt sich doch.

Yehya hat im Knast eine Lehre gemacht, hat aber keine Arbeitserlaubnis

Zurück zu Yehya. Schon nach dem ersten Mal Knast wurde er rückfällig. Diesmal kommt er voraussichtlich 2018 frei, sagt sein Freund Christian Stahl. Und dann?
"Und dann siehst du eben, dass die Jungs, die früher deine Tasche getragen haben, denn du bist ja der Boss von der Sonnenallee, fahren plötzlich mit einem dicken Benz vorbei, weil die einen Bruch gemacht haben, der hat funktioniert und haben die drei Mädchen hinten drin sitzen und du musst weiter mit einem U-Bahn Ticket zu einem Fitnessstudio fahren, das irgendwo am Arsch der Welt ist, weil du dir ein gutes nicht leisten kannst. Dann fragst du dich natürlich drei oder viermal, warum mache ich das eigentlich, weil es ist halt sexy und es bringt auch Geld kriminell zu sein."
Darauf wird es bei Yehya wohl hinauslaufen. Vielleicht auch nicht. Aber wahrscheinlich doch. Yehya hat im Knast eine Lehre als Koch gemacht, auch dabei wollte er der Beste sein, wie immer. Er hat bereits ein Jobangebot von einem Restaurant. Er wird es nicht annehmen dürfen. Und dann?
"Und ich weiß, dass ich nicht garantieren kann, dass ich nie wieder kriminell werde, wenn ich in die gleiche Scheiße geschmissen werde, wie vorher. Man steckt dich in die Scheiße und sagt, wage nicht zu stinken. Natürlich, ich höre den Satz immer wieder, es liegt in deiner Hand. Das ist alles Schwachsinn. Das erzählen 50-jährige alte Männer, die hinter dem Schreibtisch sitzen, die wohnen nicht in diesem Viertel und die wissen nicht, wie das ist. Man sagt ja nicht, steig aus, und du kriegst die deutsche Staatsbürgerschaft und kannst hier normal leben, man sagt, steig aus, dankeschön, tschüss."
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