Krank durch den Eichenprozessionsspinner

Von Daniela Siebert · 21.05.2012
Die Raupen des Eichenprozessionsspinners übertragen ein Nesselgift, das Haut-, Augenreizungen, Atemwegsprobleme, Fieber und Schwindel auslösen kann. Ist ein Wald betroffen, werden die Gebiete gesperrt und mit Pflanzenschutzmitteln behandelt.
Die A 10 bei Michendorf. Im Waldgebiet links und rechts der Autobahn sind seit Wochen Mitarbeiter der "KMB Kampfmittelbergung" auf der Suche nach Waffen- und Munitionsresten aus dem Zweiten Weltkrieg, damit dort gefahrlos die Fahrbahn verbreitert werden kann. Im März machten die Männer dabei dann auch Bekanntschaft mit dem Eichenprozessionspinner.

Malinke: "Jucken. Überall am Körper: Jucken. So Brennnessel-artig. Der ganze Hals voller Pickel, tiefrot, Pickel über Pickel."

Wulff: "Es fing an mit Jucken, unten an den Füssen, die ganzen Beine und dann die Arme und dann ging es oben am Hals lang. Daumengroße Pusteln."

Acht Männer aus seinem Team zeigten Allergie-Symptome erzählt der Leitende Truppführer Hartmut Karkutsch. Dabei wussten sie anfangs gar nicht, woher die kommen:

"Wir da aber noch keinen Zusammenhang gesehen, wir haben gedacht: im Wald da sind auch andere Tiere, die mal beißen oder so."

Nur durch Zufall entdeckten die Kampfmittelräumer in einem anderen Teil des Waldes Warnschilder, die auf die allergene Bedrohung durch den Eichenprozessionsspinner hinwiesen. Damit war klar: der nächste Weg führt zum Arzt.

Alle Männer wurden erstmal krank geschrieben. Sie bekamen Tabletten gegen die allergische Reaktion und Salbe gegen den Juckreiz. Die ersten konnten nach einer Woche wieder arbeiten, ein anderer war ganze drei Wochen aus dem Rennen.

Wie fies die winzigen Raupenhärchen des Eichenprozessionsspinners sind, zeigt auch das Beispiel von Frau Wolff. Die Ehefrau des Kampfmittelräumers Ulrich Wolff war gar nicht im Michendorfer Wald und bekam trotzdem Allergie-Symptome:

"Meine Frau hat die Sachen genommen, in die Waschmaschine geschmissen und hat es dann auch gehabt."

Inzwischen haben sich die unerschrockenen Kampfmittelräumer gegen den neuen Feind gewappnet: Sie tragen jetzt spezielle Einweg-Overalls, die keine Härchen mehr durchlassen und mehrfach am Tag gewechselt werden. Wenn sie erkennbar nah an Raupen befallene Eichen kommen, legen die Männer sogar noch nach:

"Sowie wir Anzeichen sehen wie Gespinste in den Bäumen, wo wir darauf schließen können, dass wir einer extremeren Belastung ausgesetzt sind, da wird halt das volle Programm angewandt: auch Atemschutz und Schutzbrillen."

Dazu kommt abends Duschen, Haare waschen, Kleidung wechseln, Schuhe abspülen. Bislang galten diese Vorsichtsmaßnahmen den alten Raupenhärchen, die noch vom Vorjahr im Wald liegen und fliegen.

Die neue Generation Eichenprozessionsspinner haben die Männer auch schon gesichtet: sie krabbeln schon, aber noch ohne die gefürchteten Härchen.
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