Korruptionsaffäre

    "Schaff das Geld aus dem Haus!"

    Recep Tayyip Erdogan
    Geburtstagskind und Polarisierer: Recep Tayyip Erdogan © dpa / picture alliance / Sergey Guneev
    26.02.2014
    Es war ein merkwürdiger Tag für die Türkei: Staatspräsident Gül unterzeichnet eine Justizreform, die der Regierung zu noch mehr Einfluss verhilft. Die Menschen erregen sich über den möglichen Fortgang der Korruptionsaffäre, in die Ministerpräsident Recip Erdogan verwickelt sein soll. Der wird heute 60 Jahre.
    Sind die im Internet veröffentlichten Telefonate des türkischen Ministerpräsidenten Recip Erdogan mit seinem Sohn echt oder gefälscht? Manche sprechen vom Höhepunkt einer Korruptionsaffäre. Andere sagen: Der bevorstehende Kommunalwahlkampf wird schmutzig.
    In den insgesamt fünf Mitschnitten sollen Recip und Bilal Erdogan darüber beraten, wie man größere Geldbeträge vor der Staatsanwaltschaft verstecken könnte. Es gebe dazu in der Türkei zwei Wahrheiten, sagt Korrespondent Thomas Bormann. Erdogan senior behaupte nach wie vor, es seien niederträchtige Fälschungen und spricht von einer Verschwörung gegen seine Regierung. Die Opposition betone dagegen, sie habe die Telefonate prüfen lassen: Die Mitschnitte sind echt!
    Wohin mit den Millionen?
    Das würde bedeuten, Erdogan hätte seinem Sohn tatsächlich am 17. Dezember gesagt: Pass auf Junge, schaff das Geld aus dem Haus. Die Opposition forderte darum gestern Erdogan auf, sofort zurückzutreten – oder außer Landes zu flüchten. Menschen gingen in verschiedenen Großstädten auf die Straße.
    In viereinhalb Wochen stehen wichtige Kommunalwahlen in der Türkei an, die Erdogan als eine Vertrauensabstimmung über seine Politik bezeichnet hat. Seine Regierung steht nun seit Dezember wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck. Erdogans Sohn, der Geschäftsmann Bilal Erdogan, ist für mehrere Unternehmen tätig, für die er mit Millionen jongliert. Er soll auch in Kontakt mit einer islamisch-konservativen Stiftung stehen, von der die Opposition vermutet, dass sie der Geldwäsche dient.
    "Hochspannung" titeln türkische Zeitung
    Jede Zeitung in der Türkei mache heute mit diesem Thema auf, sagt der Journalist Thomas Seibert in unserem internationalen Pressegespräch. Dort seien auch Abschriften der Gespräche zu lesen. Auch hier gehe je nach politischer Ausrichtung ein Riss durch die Kommentarspalten: Pro und kontra, echt und Fälschung.
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