Korea-Experte der Friedrich-Naumann-Stiftung

Was treibt Nordkorea an?

Kim Jong-un lachend im Kreis von uniformierten Männern.
Das undatierte Foto zeigt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un irgendwo in Nordkorea, wie er angeblich einen Raketenstart beobachtet. © picture alliance / dpa / Rodong Sinmun
Lars-André Richter im Gespräch mit Axel Flemming · 07.02.2016
Kurz nach dem Start einer Weltraumrakete durch Nordkorea warfen die USA, Südkorea und Japan dem Land schwere Provokation vor. Allerdings ginge es dabei zu 90 Prozent um Innenpolitik, meint Lars-André Richter vom Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Seoul.
Wie seit Tagen angekündigt hat Nordkorea eine Langstreckenrakete ins All geschossen, um, wie es heißt, einen Satelliten zur Erdbeobachtung zu platzieren, berichtet Tokio-Korrespondent Jürgen Hanefeld im Deutschlandradio Kultur. Der Start erfolgte nur einen Monat nach einem weltweit kritisierten Atomtest des Landes. Die USA, Südkorea und Japan warfen dem Land kurz nach dem Raketenstart schwere Provokation vor.
Wie der UN-Sicherheitsrat auf den Raketenstart reagieren wird, ist noch unklar. Doch selbst harte Strafmaßnahmen dürften Nordkorea relativ egal sein.
"Ich denke, dass es zu 90 Prozent bei solchen Geschichten immer um Innenpolitik geht", meint Lars-André Richter. "Die Nordkoreaner haben unter anderem jetzt einen Parteitag vor der Tür stehen, den ersten seit 1980, also seit über 35 Jahren, und da will man natürlich maximale Aufmerksamkeit haben", so der Leiter des Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Seoul weiter.
Wirtschaftlichen Druck erhöhen
Der einzige Weg, Einfluss auf Nordkorea zu nehmen, sei über Sanktionen, so Lars-André Richter. "Man kann allenfalls über die Wirtschaft, über Handel Druck ausüben." Das gelte vor allem für den wichtigsten Verbündeten, China, denn das Land sei eben auch der größte Handelspartner Nordkoreas.
Die Ankündigung Südkoreas und der USA, umgehend Verhandlungen über die Stationierung eines US-Raketenabwehrsystems in Südkorea aufzunehmen, wertet Richter vor allem als Signal an die Adresse Pekings. "Ich würde vorsichtig behaupten, dass es dabei vor allem darum geht, China an den Verhandlungstisch zu holen."
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