Konzertdesign

Mit Mozart-Liedern und Windmaschine

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Im Berliner "Radialsystem" setzt der Musiker Folkert Uhde auf neue Konzertformate © picture alliance / ZB
Haino Rindler im Gespräch mit Mascha Drost  · 06.02.2015
Der künstlerische Leiter des Berliner Radialsystems, Folkert Uhde, hat den Begriff "Konzertdesign" geprägt. Dabei geht es darum, das Erleben von Musik innovativ zu gestalten und neue Hörerlebnisse zu ermöglichen.
Der Leitspruch kommt aus der Architektur "Form follows Function" , also Form und Gestalt richten sich nach der Funktion. Für die Musik bedeute das folgendes, erläutert Musikredakteur Haino Rindler im Deutschlandradio Kultur das Konzept: "Es geht also nicht um Schall, um die schöne Harmonie, die an unser Ohr dringt im Konzert, sondern um die Funktion, die diese Klänge wirklich erfüllen sollen."
Dabei gehe es nicht darum, nur das Wohlbefinden zu stärken oder andächtig zu lauschen, was da vorne auf der Bühne vor sich geht. "Er will herkömmliche Konzertformen aufbrechen", sagte Rindler über Udes Ansatz. Das bedeute nicht, dass der Musiker den Besuchern den Konzertsaal nehmen wolle, sondern er suche nach neuen Wegen, die Sinne zu schärfen.
Kontrastwirkungen erzeugen besondere Stimmung
Ude sagte dazu: "In der Regel arbeite ich so, dass ich Stücke auseinandernehme, in ihre Bestandteile zerlege, andere Stücke dazwischen setze, manchmal auch einfach zwei Stücke ineinander verschränke und damit die Kontrastwirkungen erziele, die ich brauche, um eine Geschichte zu erzählen, um eine besondere Stimmung zu erzeugen, um die eigentliche Schönheit einer bestimmten Musik hervorzuheben." So wie man nicht fünf Sahnetorten hintereinander essen könne, so könne man auch nicht drei barocke Konzerte hintereinander hören. "Aber wenn man dazwischen etwas völlig anderes hört, dann sagt man "Oh" – das ist ja wunderschön." Rindler wies darauf hin, dass Ude auf diese Weise nicht etwa die Werke zerstören wolle, sondern neu zusammensetze. Es gehe ihm vielmehr um das bewusste und interessierte Musikhören. Im Radialsystem erinnere dieses Vorgehen manchmal an Musiktheater, wenn Requisiten dazukämen.
Übergänge von der Stille zum Wind
So habe Ude beispielsweise 2012 in Salzburg bei einem Konzert, das "Atmosphäre" hieß, eine Windmaschine eingesetzt. Dabei hatte der Künstler die Aufgabe, den Wind in der Musik zu thematisieren. "Ich gehe dann immer so vor, dass ich alles mögliche besorge", sagte Ude "In dem Fall habe ich mir wirklich alle Mozart-Lieder besorgt und dann fange ich an im Kopf eine Dramaturgie zu bauen, die auch immer beinhaltet ein Spiel mit dem Raum." Es habe dann einen Flügel vorne auf der Bühne gegeben, dann einen Flügel hinten im Rücken des Publikums. Außerdem habe er zwei Percussionisten eingeladen, die damit beauftragt waren, Übergänge von der Stille zum Wind zu schreiben. So baue sich langsam ein Abend auf, der von den Kontrasten lebe.
Mehr zum Thema