Konzernumbau

Alphabet: Google erfindet sich neu

Logo des Internet Konzerns Google
Aus eins mach viele: Der Google-Konzern hat eine neue Holding für seine verschiedenen Geschäftsbereiche gegründet. © picture alliance / Ole Spata
Wolfgang Stuflesser im Gespräch mit Dieter Kassel · 11.08.2015
Der Internetriese Google wird radikal umgebaut. Das Geschäft mit der Suchmaschine soll von Bereichen wie Google-Maps, YouTube oder der Entwicklung von selbst fahrenden Autos getrennt werden, kündigte der Unternehmenschef an. Die neue Holding nennt sich Alphabet. Werden wir in Zukunft "alphabetisieren" statt "googlen"?
"Alphabet" soll die Holding heißen, in die Google seine bisherigen Unternehmensbereiche als einzelne Firmen eingruppiert. Unter dem Dach von Alphabet wird die Suchmaschine Google nur eins von mehreren Unternehmen sein - wenn auch das größte.
Der Kartendienst Google-Maps und die Videoplattform YouTube sind separate Firmen innerhalb der Holding, ebenso wie Google X, das Forschungslabor, das unter anderem selbststeuernde Autos entwickelt, aber auch die medizinische Forschungssparte Calico, die Google erst vor zwei Jahren gegründet hat, außerdem Google Fiber, das in den USA mehrere Städte mit Glasfaser-Internet versorgt, und auch Google Ventures, das in neue Startup-Unternehmen investiert.
Die Aufzählung zeigt, wie vielfältig die Google-Aktivitäten sind - das Unternehmen zieht nun die Konsequenz daraus, trennt die Bereiche voneinander und fasst sie gleichzeitig in einem größeren Dachunternehmen zusammen.
Wie Google-Mitgründer und -Chef Larry Page im Firmenblog schreibt, wird jedes der Unternehmen eine eigene Leitung erhalten und in Maßen auch eigenständig agieren können. Allerdings stets kontrolliert von der alten und neuen Führungsriege: Larry Page wird Vorstandschef von Alphabet, Sergey Brin wird Präsident und Eric Schmidt leitet den Aufsichtsrat.
Finanzexperten bewerten die geplante neue Struktur positiv: Zum Beispiel kann Google so einzelne Unternehmensteile leichter kaufen und verkaufen - in der schnelllebigen Internet- und Technikbranche kann das ein großer Vorteil sein.
Warum machen die Google-Gründer das?
Sie spalten Google damit im Grunde auf, erklärt Stuflesser: Google ist ja auf sehr vielen Feldern aktiv - von der Suchmaschine über die selbststeuernden Autos bis hin zum Risiko-Investment in neue Firmen. Im Grunde ist Google wie ein Gemischtwarenladen, und jetzt unterteilen sie diesen Laden wenigstens in klar getrennte Abteilungen. Über allem schwebt diese Holdingfirma Alphabet, und unter deren Dach sind die einzelnen Unternehmen getrennt voneinander, also die Suchmaschine, dann "Nest" mit den intelligenten Heizungsthermostaten, die Medizinforschung mit den Kontaktlinsen, die den Blutzucker messen.
Und wenn zum Beispiel in zehn Jahren die Suchmaschine mal nicht mehr der Brüller ist, aber dafür die selbststeuernden Autos durch die Decke gehen, können sie intern die einzelnen Firmen auf- und abwerten - und haben es nicht mit diesem Riesen-Moloch Google zu tun - das hat schon bei Microsoft viel Reibungsprobleme verursacht, dass da die einzelnen Unternehmensteile fast gegeneinander oder zumindest nicht miteinander gearbeitet haben. Diese Holding-Struktur ist natürlich auch nichts, was Google jetzt erfunden hat: Andere große Unternehmen wie General Electric sind längst ganz ähnlich organisiert.
Was ändert sich dadurch für uns als Nutzer?
Erst mal fast nichts, sagt Stuflesser. Also die Suchmaschine wird auch weiter Google heißen, wir werden jetzt nicht in Zukunft "Alphabeten" oder "alphabetisieren" - da bleibt also alles beim alten. Wer Google-Aktien besitzt, der hat dann künftig Alphabet-Aktien, aber das ist im Grunde erst mal nur ne Namensänderung. Worauf diese neue Struktur aber hindeutet, ist, dass die Firma ihre einzelnen Bereiche stärker voneinander trennt, damit auch getrennt managt, und dann können sie zum Beispiel leichter die einzelnen Unterfirmen abstoßen oder auch neue Firmen hinzufügen.
Es kann also durchaus sein, dass Google in Zukunft Dienste, die nicht mehr zeitgemäß erscheinen, einfach verkauft - und das bedeutet natürlich für die Nutzer eine gewisse Unsicherheit, weil ich mir künftig bei einem Google-Dienst nicht sagen kann: Klar, das wird es ewig geben, kommt ja von Google. Also wenn Google Maps irgendwann mal nicht mehr genügend Umsatz bringt, dann kann der Dienst auch schnell verkauft werden.
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