Kommunalpolitik

Ein beliebter Störenfried

Der CDU-Politiker will in den Amtsstuben ausmisten.
Der CDU-Politiker will in den Amtsstuben ausmisten. © picture alliance / ZB
Von Tonia Koch · 29.09.2014
Armin König gilt als Querkopf in seiner Partei, der CDU. Der Politiker betont, dass er in erster Linie seiner Gemeinde dient. Zwar führt das in der Union durchaus zu Konflikten, doch die Reform der Verwaltungsstuben ist Armin König wichtiger, als sein Stand beim Ministerpräsidenten.
Die Stimmung beim diesjährigen Triathlon-Wettbewerb der Gemeinde Illingen ist um einiges besser als das Wetter. Und obwohl erst 10 Uhr früh, gibt der Stadionsprecher alles: .
“Mit der Startnummer 343, die Königstiger sind im Anflug und da kommen Sie: Armin König…“
Die drei Königstiger, das Team um den Illinger Bürgermeister Armin König, macht am Ende den 19. Platz. Der Rathauschef war einer der ersten im Wasser. Er ist mit sich zufrieden:
"7.24 auf 300 Meter für einen 57-jährigen Bürgermeister ist das glaube ich ganz in Ordnung…“
Der Lehrer, gelernte Journalist und Vater zweier erwachsener Kinder ist bereits drei Mal von seinen Bürgerinnen und Bürgern direkt gewählt worden.
“Er schreibt sich nicht nur König."
"Er ist auch unser König."
"Er ist in Ordnung."
"Ich leite eine Firma im Industriegebiet in Illingen und wenn es irgendwelche Probleme gibt, ist er immer ein Ansprechpartner, er ist immer für die Leute da."
"Er ist der Beste, er macht alles mit.“
"Ich bin gern Rebell"
König macht vieles mit, aber auch vieles anders. Trotzdem hat die Bevölkerung ihn zuletzt mit 60 Prozent Zustimmung im Amt gehalten. In den Reihen seiner Partei, der CDU, gilt der Illinger Bürgermeister als Freigeist, der sich offen mit der Parteispitze anlegt. Kopfzerbrechen bereitet ihm dieses Image keines mehr, denn er weiß es längst: Armin König ist ein Störenfried.
"Ich bin gern Rebell, Störenfried hört sich so pejorativ an, aber, ja, ich störe schon, das ist schon in Ordnung."
König hat an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer promoviert. Sein bevorzugter Forschungsbereich: Die Überalterung der Gesellschaft. Die gut ausgebildete junge Generation des Saarlandes sähe ihre Zukunft woanders in den Ballungszentren, ein Trend der nicht einfach umkehrbar sei. Es sei daher an der Zeit, sich mit den Folgen der Demografie vor Ort zu beschäftigen. Als erster Bürgermeister hat er deshalb den ruinösen Wettbewerb um junge Familien, der auf dem Land durch die Ausweisung teurer Neubaugebiete geführt wird, beendet. Stattdessen zahlt er denjenigen Prämien, die sich der alten Bausubstanz in den Ortskernen annehmen. Die Rechnung die Armin König aufmacht, ist aufschlussreich.
"Wir haben momentan im Saarland etwa 5000 Leerstände an Häusern. Wenn ich jedes Haus mit 25.000 Euro ansetze, dann habe ich brach liegendes Kapital in einem kleinen Bundesland wie dem Saarland von 125 Millionen Euro."
König fordert ein Zukunftsministerium und effizientere Verwaltungsstrukturen.
"Wir verwalten immer noch so, wie im letzten Jahrhundert."
Die sechs Landkreise, die im Saarland unter anderem für die weiterführenden Schulen und die Jugendhilfe zuständig sind, will er abschaffen. Die Kreise, die kaum über eigene Einnahmen verfügen, verlangen immer mehr Geld von den Kommunen, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können. Armin König aber hat eine Erhöhung der Finanzspritze an seinen Kreis abgelehnt, er will nicht zahlen. Städte und Gemeinden fordert er auf, sich endlich zu bewegen, ihre Verwaltungsprozesse aufeinander abzustimmen und zu verschlanken.
"Wir müssen nicht in zwei, drei Jahren denken sondern in zehn bis 15 Jahren und wenn wir überleben wollen, müssen wir zeigen, dass das Saarland andere Strukturen aufbauen kann als andere Bundesländer und damit müssen wir Modell und Vorbild sein."
Wenig Verständnis für die Kritik aus der Provinz
Der im Saarland regierenden großen Koalition wirft er vor, viel zu zögerlich zu agieren.
"Da keiner derzeit den Mut hat, irgendetwas so richtig mal anzupacken in dieser großen Koalition, keiner hat dem anderen weh getan, hab ich mir gedacht: Ich will nichts mehr werden, ich muss auch nichts mehr werden. Ich habe die innere Freiheit zu sagen, was ich für richtig halte und das ist mein Job."
Die Kritik des Gemeindefürsten König richtet sich zuweilen auch gegen die eigene Partei. Seit 1999 ist die CDU im Saarland ununterbrochen an der Macht. Sie regierte lange Zeit allein, dann kurze Zeit im Rahmen eines schwarz-grün–gelben Jamaika-Experiments und inzwischen in einer großen Koalition. Heute darf zwar wieder laut gedacht werden in den Reihen der Saar-CDU aber unter Regierungschef Peter Müller, der heute Richter am Bundesverfassungsgericht ist, war Widerspruch Tabu. Wer es dennoch wagte, wie König, der sich gegen die Pläne einer Schulreform auflehnte, bekam das zu spüren.
"Ich bin damals von Peter Müller, von Jürgen Schreiner und vom Generalsekretär nacheinander ab gewatscht worden. Danach hat sich keiner mehr ans Mikrofon getraut. Die innerparteiliche Demokratie war unter Peter Müller nicht sehr ausgeprägt."
Die Erinnerung an den Landesparteitag ist bis heute präsent.
"Die Partei hat mich tief verletzt."
Er ist ihr dennoch treu geblieben, als Querdenker. Ansonsten aber konzentriert er sich auf seine kommunalen Aufgaben. Samstags gibt Bürgermeister König den Standesbeamten. Im historischen Rathaus begrüßt er Braut und Bräutigam am Flügel mit "The Rose" und "Moments of Love".
Die jungen Leute, das weiß der Demografieexperte nur allzu gut, sind die Zukunft und die will umworben werden.
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