Kolumne

Vom Schicksal, eine Zwei zu sein

Der ehemalige US-Astronaut und zweite Mann auf dem Mond Buzz Aldrin.
Der ehemalige US-Astronaut und zweite Mann auf dem Mond Buzz Aldrin © picture alliance / dpa / Christina Horsten
Von Christoph Reimann · 06.02.2016
Der zweite Mann auf dem Mond sein, Klamotten zweiter Wahl tragen – wer will das schon! Andererseits: Zu zweit macht alles doppelt Spaß. Und das zweite Glas Wein ist oft das beste. Ist die Zwei also doch besser ihr Ruf?
"One is the loneliest number that you'll ever do / Two can be as bad as one / It's the loneliest number since the number one"
Eins ist die einsamste Zahl überhaupt, sang Harry Nilsson. Aber ist die Zwei nicht viel tragischer? Wer weiß schon, wer zum Beispiel der zweite Mann auf dem Mond war?
Und frag mal Camilla, wie sie es fand, jahrelang in der zweiten Reihe zu stehen.
"Thank you all very much, hrrrr."
Im zweitbesten Urlaub mit dem zweitbesten Flugzeug
Wer als Zweiter ins Ziel kommt, ist eindeutig zu spät. Die Zwei orientiert sich immer an der Eins. Und wer A sagt, muss auch B sagen. Aber wenn jemand eins sagt, erwartet keiner, dass er auch noch zwei sagt. Also: Wer will schon in den zweitbesten Urlaub mit dem zweitbesten Flugzeug in die zweitbeste Ferienanlage mit dem zweitbesten Animateuren-Team? Wer will schon die Brötchen vom Vortag, die Klamotten zweiter Wahl haben, oder die zweite Ehefrau sein? Und dann wäre da auch noch das: Wer schaut eigentlich an einem Sonntag das Zweite Deutsche Fernsehen, wenn Tatort läuft – im Ersten Deutschen Fernsehen? Vielleicht Andi.
Andi. Der Ersatzspieler mit der Nummer zwei auf dem Rücken, wohnt in einer B-Stadt, weil die Mieten in der A-Stadt zu hoch für ihn waren. Andi steht immer im Schatten von Florian – so wie Champignons zweiter Wahl immer ganz unten im Regal stehen. Aber genau dahin hat Julia eines Tages gegriffen. Julia, die Freundin von Florian. Na ja, Ex-Freundin. Denn Andi ist eigentlich auch ganz hübsch – auf den zweiten Blick.
Die Nummer zwei ist grundsolide
Denn die Nummer zwei ist oft zuverlässiger, und sie ist grundsolide. Andi zum Beispiel hat immer ein Ersatzrad in seinem Zweitwagen. Die Nummer eins hingegen, die lässt sich abschleppen. Die Nummer eins wird angehimmelt, die Nummer eins hat unzählige Optionen. Die Nummer eins sucht aus, die Nummer zwei wird ausgesucht – wenn sie lange genug wartet.
Und manchmal merkt man: Die Nummer zwei ist die heimliche Nummer eins. Denn das zweite Glas Wein ist oft das beste, das dritte und vierte ist schnell zu viel. Und den zweiten Frühling sehnt man irgendwann herbei, weil man dann alles zum zweiten Mal erleben kann.
Aber man darf die Zwei auch nicht zu sehr loben. Sonst denkt sie noch, sie wäre die Nummer eins.
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