Klingende Mobiles

08.12.2013
„Avantgarde in Bewegung“: Unter diesem Motto zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf eine große Retrospektive zum Werk von Alexander Calder. Der amerikanische Bildhauer schuf eminent musikalische Werke und regte damit viele Komponisten an.
Musik ist eine flüchtige Kunst. Zwar ist der Wille des Komponisten auf dem Notenpapier fixiert, doch Musik wird daraus erst im Moment der Aufführung – und ein Werk kann mit denselben Musikern am nächsten Tag (oder auch mit anderen Musikern am gleichen Tag…) jeweils ganz anders klingen. Bei vielen Skulpturen von Alexander Calder (1898-1976) verhält es sich nicht anders: Es handelt sich um Mobiles, die sich in der Luft sanft bewegen – oder die in Ausstellungsräumen von Zeit zu Zeit von Museumswärtern angestoßen werden, sodass auch sie ihre Erscheinung stets verändern.
Und manchmal entsteht dabei auch Musik: In der großen Calder-Schau, die die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen noch bis zum 12. Januar 2014 zeigt, ist beispielsweise die Installation „Small Sphere and Heavy Sphere“ aus den Jahren 1932/33 zu sehen, in der zwei hängende Kugeln unregelmäßig gegen Holz, Glas und Metall stoßen und dabei etwas produzieren, das man mit geschlossenen Augen auch für ein Schlagzeugstück von John Cage halten könnte.
Zwischen Calder und etlichen Komponisten seiner Zeit gibt es denn auch einige fruchtbare Verbindungen, denen Steffen Schleiermacher, Ralf Mielke und Stefan Stopora in ihrem Düsseldorfer Galeriekonzert nachgehen: Calder war von der Musik Edgard Varèses sehr beeindruckt; gleichzeitig ließen sich verschiedene Komponisten von Calders Mobiles inspirieren oder schufen Partituren, die schon graphisch an die Leichtigkeit der Formensprache Calders anknüpfen.
In der Tat vereinigte Calder seine Materialien oft zu Objekten, die dem Gesetz der Schwerkraft zu widersprechen scheinen und so auf faszinierend ungebundene Weise ein Ballett der Dinge vorführen. Varèse übrigens fand sich schließlich direkt in einem Calder-Werk wieder: In einer fast unwahrscheinlich anmutenden Skulptur gelang es Calder, mit ein paar Drähten Varèses charakteristische Gesichtzüge als Büste zu formen.

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Aufzeichnung vom 04.12.2013
Mobile – Alexander Calder und die Musik

Earle Brown
„Hodograph I“ für Flöte, Schlagzeug und Klavier

Edgard Varèse
„Density 21.5“ für Flöte solo

Andrew Toovey
„The Moon falls through the Autumn“ für Klavier

Earle Brown
„Folio“ für Flöte, Schlagzeug und Klavier

Peter Kolman
„molisation“ für Flöte und Vibraphon

Roman Haubenstock-Ramati
„liaisons“ für Schlagzeug

Steffen Schleiermacher
„Klangkette – Hommage à Alexander Calder“
für Flöte, Schlagzeug und Klavier

Ralf Mielke, Flöte
Stefan Stopora, Schlagzeug
Steffen Schleiermacher, Klavier und Moderation

nach Konzertende ca. 21:57 Uhr Nachrichten