Klimawandel und Literatur

Der Autor als Wetterstation

Der Inselberg Uluru, auch Ayers Rock genannt, im Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark in Zentralaustralien (Aufnahme vom 03.04.2014).
Auf den Spuren des Klimawandels reisten die fünf Schriftsteller nach Australien © picture alliance / dpa / Sid Astbury
Moderation: Frank Meyer  · 23.09.2014
"Weather Stations" ist ein internationales Projekt, bei dem fünf Autoren aus Irland, England, Australien, Polen und Deutschland den Klimawandel auf literarische Weise erkunden. Deutscher Teilnehmer ist Mirko Bonné, der mit einer Berliner Schule zusammenarbeitet.
Er habe im Frühjahr zwei Monate lang jeden Tag das Wetter aufgeschrieben, sagt Bonné über seine Aufgabe als literarische Wetterstation. Zusammen mit seinen anderen vier Schriftstellerkollegen reiste er außerdem vier Wochen lang durch Australien, um mit Wissenschaftlern, Journalisten und Soziologen über die Folgen des Klimawandels zu sprechen. Sie besuchten den Norden des Landes, um unter anderem den Regenwald und die Küstenregionen zu sehen.
"Es war eine sehr umfangreiche, sehr informative und auch bedrückende Reise, weil man eben in Australien sehr viel direkt sehen kann von Klimawandel-Folgen."
Wissenschaftler suchen nach neuen Wegen der Vermittlung
"Es ist natürlich literarisch gesehen eine Herausforderung, über Wetter und Klima zu schreiben", sagt der Schriftsteller. Man müsse sich mit Naturwissenschaftlern auseinandersetzen, die eine ganz andere Sprache sprächen.
"Das heißt, eine Brücke darzustellen, das ist für mich die eigentliche Herausforderung."
In Australien sei ihm aufgefallen, dass die Naturwissenschaftler händeringend nach neuen Vermittlungsmöglichkeiten suchten. Die "Faktenlage" blockiere sie inzwischen, weil es ihnen kaum noch möglich sei, ihr sehr spezialisiertes Wissen weiter zu geben.
"Da gibt es dann eben Forderungen an die Kunst und die Literatur insbesondere, ihnen zu helfen."
Erzählungen vom Klimawandel gefragt
Was die fünf unterschiedlichen Autoren verbinde, seien Erzählungen. Bonné sagt, es seien "Erzählungen vom Klimawandel" gefragt. Dazu gehörten nicht nur die unverständlichen Erzählungen der Wissenschaftlern, sondern auch die von Menschen, die Phänomene des Klimawandels, wie Dürre oder Buschbrände, bereits erlebt hätten. Der Autor erinnert ausdrücklich an den Sturm in Düsseldorf Anfang Juni, bei dem der Hofgarten zerstört wurde.
"Da kommen natürlich Erzählungen in Gang von Leuten, die durch den Hofgarten sehen und dort 30 Jahre lang durchgegangen sind und plötzlich ist der ganze Wald weg."
Da stelle sich die Frage, wie sich ein solches Erlebnis in einen literarischen Text umsetzen lasse, der das festhalte und die Leute bewege.
Jeder Autor arbeitet mit einer Schule in seiner Heimatstadt zusammen. "Meine steht in Berlin-Schöneberg", sagt Bonné. In der dortigen Sophie-Scholl-Schule gebe es eine Schulklasse, die eine Klimawandel-AG gegründet habe und mit ihm an literarisch-klimatologischen Projekten arbeite.
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